Theatergastspiele Kempf GmbH
Schmetterlinge sind frei
     Komödie von Leonard Gershe 
Butterflies are free
Aktuelle Spielzeit:
Vom 9. Dezember 2001 bis 28 Februar 2002
Neue Spielzeit:
6 November 2002 bis 30. Januar 2003
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Nur wer nicht sehen will, ist wirklich blind
"Schmetterlinge sind frei" mit Hardy Krüger jr.
Publikum begeistert

Elmshorn (al). Die Komödie "Schmetterlinge sind frei" von Leonard Gershe begeisterte die Besucher im ausverkauften Elmshorner Stadttheater. Hardy Krüger jr. spielte den blinden Don Baker, seine resolute Bühnenmutter Florence Baker alias Yvonne Brosch und Stephanie Kellner als Jill unterhielten das Publikum.
Mit trübem Blick starrt Don Baker an die Wand seines neuen Appartements und hört dabei Musik. Aber es ist nicht seine Musik. Die Töne erklingen in der Nachbarwohnung. Dort wohnt die junge Jill, die nicht an die große Liebe glaubt. Frei wie ein Schmetterling will sie sein. Sie genießt ihre Ungebundenheit. Jills Meinung über die Institution der Ehe lautet: Einschränkung der Freiheit und einer von beiden Partnern leidet immer.
 
Ungezwungen lädt sie sich zu einer Tasse Kaffee bei ihrem blinden Nachbarn ein. Sie erzählt viel von sich und von ihrer gescheiterten Ehe, als sie 16 Jahre war. Schockiert und verunsichert ist sie, als sie feststellt, dass der gut aussehende junge Mann nicht kurzsichtig, sondern blind ist.
 
Don und Jill kommen sich näher
 
Doch schon bald lernt Jill, was Don alles "sehen" kann. Er ertastet nicht nur ihr falsches Haarteil und die falschen Wimpern, sondern gewinnt Einblick in ihre verletzliche Seele. Eine Freundschaft zwischen den beiden bahnt sich an, die jäh unterbrochen wird von dem überraschenden Besuch von Dons Mutter.
 
Florence Baker hält sich nicht an das Abkommen, ihren Sohn in seiner neuen Wohnung in Ruhe zu lassen. Doch dieser wehrt sich. Schließlich hat er eine neue Freundin. Doch Super-Mama Baker will ihrem Sohn das Leid ersparen, dass seine neue Flamme nicht wirklich weiß, welche Schwierigkeiten es im Alltagsleben für einen Blinden gibt.
Dass sie ihren Sohn immer wieder für unmündig hält, wird der resoluten Mutter nicht bewusst. Noch nicht. Doch diese Augen öffnet ihr die schonungslos offene Jill.
Mit ihrer Aussage "nur wer nicht sehen will, ist wirklich blind" macht sie der Mutter deren Fehlverhalten deutlich.
 
Mit viel Humor waren die Dialoge gespickt. Amüsiert verfolgte das Publikum die prekären Unterhaltungen. In der Komödie von Leonard Gershe und unter der Regie von Michael Rossié vermischten sich gekonnt die heiteren und zum Teil ernsten Angelegenheiten des Lebens. Mit kräftigem Applaus bedankte sich das Publikum beim Schauspielertrio für die gelungene Aufführung. Viel Anerkennung bekam der Hauptdarsteller Hardy Krüger jr., der überzeugend die Rolle des blinden Don Baker spielte.
   

   
Das Herz sieht gut
Premiere von "Schmetterlinge sind frei" in Gersthofen
Von Thomas Niedermair
Dass die Komödie "Schmetterlinge sind frei" aus der wildbewegten 68er-Zeit stammt (1969/70 von Leonard Gershe geschrieben), merkt man schon daran, dass im Unterschied zur US-Gegenwart viel geraucht, geflucht und geliebt werden darf. Die Premiere einer 80 Auführungen aufweisenden Tournee mit Hardy Krüger jr. in der Hauptrolle fand in Gersthofen vor ausverkauftem Haus statt und wurde begeistert gefeiert.
 
Wie der Titel "Schmetterlinge sind frei", ein Charles Dickens-Zitat, bereits andeutet, geht es hierbei um einen Emanzipationsprozess. Don (Hardy Krüger jr.) ist ein junger Mann, der die Bevormundung durch Mrs. Baker, seine Mutter, (Yvonne Brosch) hinter sich gelassen hat und in eine leicht abgewrackte Wohnung in New York gezogen ist. Don ist seit seiner Geburt blind, was weniger für ihn als für seine Mitmenschen ein Problem darstellt.
Das liebenswerte, flippige, leichtlebige Hippiemädchen Jill (Stephanie Kellner) wohnt gleich nebenan, so dass sich in Windeseile eine stürmische Liebesromanze ergibt. Zwar bringt Dons Mutter, die ihn - einen Monat zu früh - überraschend besucht, mit ihrem gutgemeinten Reinlichkeits- und Organisationswahn zwischenzeitlich erhebliche Unordnung ins Spiel, doch zum guten Ende steht der Liebe von Don und Jill weder die nunmehr einsichtige Mutter noch Jills amouröses Intermezzo, der coole Regisseur Ralph Austin (Uwe Kosubek), im Wege.
 
Szenenausschnitt
 
"Nur war nicht sehen will, ist wirklich blind", lautet das mehrmals im Stück ausgesprochene Motto, eine Erkenntnis, die letztlich auch zum Reifungsprozess von Jill und Mrs. Baker führt. In der zentralen Rolle als Don hinterliess Hardy Krüger jr. einen starken Eindruck, ging sehr einfühlsam und sorgfältig mit seinem Part und spielte den Blinden so Überzeugend echt, dass sein berühmter Vater auf den Filius wahrlich stolz sein kann. Stephanie Kellner agierte als vitale Jill, die lernen muss, Verantwortung zu übernehmen, nicht weniger eindrucksvoll, spielte beschwingt, beherzt und glaubwürdig. Yvonne Brasch vermied es gekonnt. aus der übertrieben besorgten Mutter eine eindimensionale Klischeefigur zu machen, Uwe Kosubek war ein angemesser lässiger Ralph Austin.
 
Zwei kurzweilige Stunden
Michael Rossiés kompakte Inszenierung baute Aktuelles ein, wo es erheiternd war (Dons "Blind Date" T-Shirt, Jills Erfahrungen mit Piercings, Bill Clintons Besuch in Augsburg), hielt sich aber insgesamt an die (mit Edward Albert und Goldie Hawn verfilmte) Vorlage. Diese zwei kurzweiligen Stunden ohne Durchhänger und Gag-"Blindgänger" wurden mit einem verdient langen, enthusiastischen Applaus des Publikums gewürdigt.
   

   
Zerplatzter Freiheitstraum
Hardy Krüger und Stephanie Kellner boten beeindruckendes Schauspiel
WEISSENBURG
Nicht immer bieten bekannte Schauspieler auch die Garantie für einen anspruchsvollen Theaterabend. Doch Hardy Krüger junior und Stephanie Kellner in den Hauptrollen der Komödie "Schmetterlinge sind frei" zeigten am Sonntagabend im Kulturzentrum Karmeliterkirche eine glänzende Leistung in einem Stück, das alles in allem das Prädikat "Besonderes Theater" redlich verdient hatte.
 
In der Rolle des blinden Don und der aufreizenden wie flatterhaften Jill schafften es beide, das Publikum mit Emotionen von Zank bis Zärtlichkeit zu begeistern. Minutenlanger Beifall seitens der 350 Theatergäste war denn auch das verdiente Lob für die beiden Hauptdarsteller sowie Yvonne Brosch (in der Rolle von Dons Mutter Mrs. Baker) und Uwe Kosubek (als arrogant-überheblicher Regisseur Ralph Austin).
 
Vor allem der aus Serien wie "Nicht von schlechten Eltern" und "Gegen den Wind" bekannte Hardy Krüger mimte den jungen Erwachsenen, der seit seiner Geburt blind ist, überaus eindrucksvoll. Kaum ein Schritt oder eine Bewegung ließ die Zuschauer daran zweifeln, dass der von ihm verkörperte Don nichts sehen kann, ja Hardy Krüger tastete sich förmlich über die Bühne und durch seine Ein-Zimmer-Wohnung, in die er aus seinem Heimatort Scarsdale nach New York geflüchtet war. Dort lernt er Jill kennen- eine ebenso flatterhafte wie schöne Jungschauspielerin - und verliebt sich in sie.
 
Szenenfoto
 
Beide verleben eine kurze Romanze, bis Dons Mutter Mrs. Baker unangekündigt zu Besuch kommt und Jill auch noch in Unterwäsche in Dons Appartement ertappt. Die Mutter möchte ihren "Donnie" nach Hause zurückholen, muss aber erkennen, dass dieser sich verändert hat und selbstständiger geworden ist. Doch die Enttäuschung für den blinden Don naht. Jill, deren Lebensmotto "Schmetterlinge sind frei" ist, zieht zu Regiesseur Ralph, der ihr gerade eine kleine Nebenrolle verschafft hat.
Er will nach Hause, doch die Mutter drängt ihn, doch frei zu bleiben. Und nachdem Don der Koffer packenden Jill die Meinung gesagt hatte, kehrt sie reumütig zurück. Der Traum, dass alle Schmetterlinge frei sind, war ad absurdum geführt, zumal das Erwachsenwerden meist anders aussieht als erträumt.
 
Doch nicht nur Hardy Krüger jr. lebte die Emotionen des blinden Don auf der Bühne und machte sie für das Publikum förmlich greifbar, auch Stephanie Kellner (sie spielte jahrelang die Nadine Voss in der Serie "Marienhof") ging in der Rolle der begeisterungsfähigen, aber zu keiner festen Bindung stehenden Jill auf. Sie umgarnte eloquent und mitfühlend den blinden Don, um sich nur wenig später mit dessen Mutter ein schnippisches Ränkespiel um den Sohn und den Liebhaber zu liefern oder sich in der Schlussszene mit Don zu fetzen.
 
Reales Vorbild
Krüger und Kellner boten das, was das Weißenburger Publikum von bekannten Profis erwartete: Glaubwürdiges Schauspiel auf hohem Niveau von der ersten bis zur letzten Minute.
Da standen auch Yvonne Brosch und Uwe Kosubek (beide sind ebenfalls von zahlreichen Fernsehfilmen bekannt) in den Nebenrollen kaum nach. Sie als treusorgende Mutter und er als Antisympath steckten die anderen Eckpunkte der gelungenen Theaterproduktion ab.
 
Was Autor Leonard Gershe nach dem realen Vorbild des blinden Harvard-Jura-Studenten Harold Krents 1969 zu Papier gebracht hatte, ist eine Parade-Komödie schlechthin:
Überaus witzig in den Dialogen (Don: "Für was brauch ich einen Blindenhund? Ich hab ja dich, Mutter") und dennoch gleich einem Thriller spannend bis in den Schlussakt.
 
Nicht zuletzt wurde das Stück zur einzigen Erfolgskomödie der Broadway-Saison 1969/70 und wurde 1972 von Milton Katselas als "Butterflies are free" mit Goldie Hawn und Edward Albert in den Hauptrollen verfilmt. Ein Oscar und der Golden Globe ließen den Streifen in die Reihe der Klassiker aufsteigen.
Für die aktuelle Inszenierung, die in Weißenburg nach der Premiere in Gersthofen erst zum zweiten Mal zu sehen war, konnte Regisseur Michael Rossié (München) so aus dem Vollen schöpfen.
Wohltuend dabei war, dass Rossie es vermied, die Komödie mit aller Gewalt in die heutige Zeit zu verschieben. Nur mit einigen Anspielungen zeigte er, dass das Thema Erwachsenwerden auch heute noch die gleichen Schwierigkeiten bereiten kann wie vor 30 Jahren.
Von Rainer Heubeck
   

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