Theatergastspiele Kempf GmbH
MIT ENGELSZUNGEN
Komödie von Anne Marie Etienne
Deutsch von Ira Kerne

13. Januar bis 28. Februar 2008
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Witzige Dialoge zwischen Engel und Ekelpaket
Heddesheim: "Mit Engelszungen" begeistert rund 300 Theaterabonnenten

 
O la la, die Franzosen: So eine hinreißend spritzige Komödie, die auch noch perfekt dosierten Tiefgang aufweist, kann ja nur aus unserem westlichen Nachbarland kommen. Die Theaterabonnenten würden wohl "Merci, Madame Anne Marie Etienne" sagen. Lob gebührt aber nicht nur der Autorin des amüsanten Stücks "Mit Engelszungen", sondern auch den vier Schauspielern auf der Heddesheimer Bürgerhausbühne, allen voran Bernhard Bettermann und Martin Armknecht.
 
Denn die vor allem aus der Arztserie "In aller Freundschaft" (Bettermann) sowie aus "Lindenstraße" und "Küstenwache" (Armknecht) bekannten TV-Mimen erwiesen sich auch live als Meister ihres Fachs. Nicht umsonst wurde Bettermann 2002 beim Mailänder Filmfestival ausgezeichnet. Knapp 300 Zuschauer spendeten im voll besetzten Saal und auf der Empore häufig Szenenapplaus. Ganz zu schweigen vom begeisterten Schlussbeifall, auch für die Akteure Beate Pfeiffer, Yvonne Ruprecht und Jens Hajek (Regie: Helmuth Fuschl und Anatol Preissler).
 
Der erfolgreiche Verleger Xavier (Bettermann) kommt aus dem Büro nach Hause und trifft dort unvermutet - auf seinen Schutzengel. So ein Quatsch? Das glaubt zunächst auch der gefühlskalte Xavier. Erstaunlich aber doch, was der Typ in Weiß alles über den egoistischen Geschäftsmann weiß. Gabriel (Armknecht) macht seinem Schützling schnell klar: "Für Fälle wie Sie haben wir Sondermissionen."
 
Köstlich, die witzigen Dialoge zwischen dem Engel und dem Ekelpaket, der selbst seine Liebste (Pfeiffer) und die besten Freunde (Ruprecht und Hajek) missachtet. Doch Gabriel hilft ihm gehörig auf die Sprünge. Eindrucksvoll, wie die Mimen regungslos erstarren, wenn der Engel immer wieder die Handlung anhält, um Xavier seine Schwächen und Lebenslügen vor Augen zu führen.
 
"Wenn du sterben müsstest, was würdest du bereuen? Und wenn du leben könntest, was würdest du ändern?" Nach dieser Maxime sein Leben auszurichten, das lehrt Gabriel am Ende den freilich nur scheinbar ernst erkrankten Xavier ganz und gar nicht moralinsauer. Denn Autorin Etienne wäre keine Französin, wenn nicht der Engel selbst solch himmlischen Genüssen wie Schlemmen, Weintrinken und Lieben nicht höchst irdisch zugeneigt wäre.
 
Keine Frage: Die jüngste Aufführung war ein Höhepunkt im gemeinsamen Kulturprogramm von Gemeinde und Konzertdirektion Haas. Die angekündigte Ex-Insassin des jüngsten TV-"Dschungelcamps", Julia Biedermann, vermisste niemand.
Von Peter Jaschke
 
© Mannheimer Morgen, 13. Februar 2008
   

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"Mit Engelszungen" überzeugt das Theaterpublikum im Kurhaus

 
BAD HARZBURG. "Schutzengel, die wachen aus der Ferne, die sitzen nicht in Designerklamotten auf meiner Couch." Verleger Xavier hat weder Zeit noch Glauben für seinen Schutzengel übrig. Er muss arbeiten, verkniffenes Gesicht, grauer, teurer Anzug, voller Terminkalender, Telefon, Rastlosigkeit, Lieblosigkeit und dann plötzlich, aus heiterem Himmel dieser weiße, ewig grinsende Typ in seinem Wohnzimmer, einer den er so bald nicht wieder los wird.
 
Das Bad Harzburger Theaterpublikum im Kurhaussaal zeigte sich amüsiert.
 
Gefühlloser Karrieretyp
 
Die zweite Vorstellung der Saison am Freitagabend war der leichtfüßigen Komödie gewidmet - eine Inszenierung der Theaterproduktion Düsseldorf. Xavier ist das Paradestück des gefühllosen Karrieremenschen. Die Pariser Komödienautorin Anne Marie Etienne lässt den Geschäftsmann zum Gefühlsmenschen werden, dank des Engels. Sie scheut dabei weder Klischee noch Pathos: Der harte, gemeine und menschenverachtende Xavier sagt Sätze wie: "Mein Verlag ist kein Klimakteriumsclub." Der vom Engel weichgeklopfte Xavier am Ende des Stücks sagt: "Ich werde versuchen zu suchen." Die daraufhin wacker ausgesprochenen Fragen nach den wahren Werten des Menschseins schaffen einige dröge Momente im ansonsten ganz unterhaltsamen Spiel.
 
Die Schauspieler waren große Klasse.
 
Bernhard Bettermann als Xavier war schon als Stinkstiefel irgendwie sympathisch, und als er dann Engel-animiert sein erstes Lächeln zeigte - oh ja, der Kerl hatte Charisma.
Martin Armknecht als Engel war ganz Komödiant: überzeichnend, karikierend, rotbackig und gut gelaunt mit großen Gesten agierend gab er seiner Rolle etwas clowneskes - ein bisschen wie Data bei "Raumschiff Enterprise" oder das unerschrockene Kasperle im Puppentheater, nur eben in weiß. "Es sieht gut aus, wenn du lächelst", sagt er zu Xavier, "du hast so hübsche Zähnchen".
 
Julia Biedermann als Xaviers Liebste Muriel stand für die Herzenswärme im zunächst kalten Ambiente. Die Freunde Eva (Yvonne Ruprecht) und Jo (Jens Hajek) spiegelten Xaviers Welt überzeugend wieder. Für gute Laune sorgten die aberwitzigen Szenen, in denen der Engel "das Bild anhält" oder unsichtbar dazwischenplappernd für Aufregung sorgt.
 
Ein schönes Bühnenbild hat Klaus-Ulrich Jacob entworfen. Es hatte eine Treppe und sechs weiße Türen für Auf- und Abgänge, weiße Wände und eine rote Couch, ein Ort, wo es den Engel überkommt, auch einmal am Cocktail menschlicher Gelüste zu nippen.
 
Schlabberanzug
 
Daniela Piechas Kostüme begleiteten Schritt für Schritt Xaviers Wandel zum Gefühligen hin - erst der Karriere-Designeranzug, dann der "Bin-ich-krank?-Schlabberanzug", am Ende Jeans und Pullover. Die Regisseure des Stücks, Helmuth Fuschl und Anatol Preissler, gaben noch zusätzliche Kommentare ab - in Form von Musikeinblendungen zwischen den Szenen: "Angie", "Hallelujah", "Send me an Angel", "What a wonderful world - überflüssig oder unterhaltsam, das ist Ansichtssache.
Das Publikum im Kurhaus zeigte sich am Ende sehr begeistert. Das ist es, was zählt.
Anke Reimann
 
© Goslarsche Zeitung, 13.11.2006
   

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Auch Engel sind verführbar

 
Julia Biedermann, Bernhard Bettermann und Martin Armknecht gastieren im IGS-Forum

 
GARBSEN. Es ist nicht für jeden eine angenehme Vorstellung: Der eigene Schutzengel nistet sich unangemeldet für sechs Monate in der Wohnung ein. Begründung: Der Schützling ist ein besonders schwerer Fall - wie der erfolgsverwöhnte Verleger Xavier. Mehr als 300 Zuschauer haben am Sonnabend im ausverkauften IGS-Forum genüsslich miterleben dürfen, wie Engel und Schützlinge sich arrangieren.
 
Bernhard Bettermann erfüllte in seiner Rolle als Xavier Wittgenstein alle Klischees eines arroganten, selbstverliebten Yuppies. "Mit Engelszungen", so der Titel der Komödie von Anne Marie Etienne, sollte auf ihn eingeredet werden, um aus dem Mann wieder einen lebenswerten Menschen zu machen.
Anfangs zurückhaltend, reagierte das Publikum später immer häufiger mit zustimmendem Lachen auf die detailliert herausgearbeiteten Pointen des Schauspieler-Quintetts. Martin Armknecht spielte mit Leidenschaft den charmanten, aber auch neunmalklugen Engel, der sich zu menschlichen Lastern hinreißen lässt.
 
Regisseur Helmuth Fuschl legte Wert auf die sorgfältige Umsetzung der Zwischentöne: Julia Biedermann (Muriel) und ihre Kollegen überzeugten mit realistischem, wohldosiertem Mimenspiel. Die gut in Szene gesetzten Emotionen ließen das Publikum mitleiden, vor allem aber mitlachen.
Dafür wurden die Schauspieler häufig mit Szenenapplaus belohnt. Mit der Inszenierung der Theaterproduktion Düsseldorf hat der Kulturverein seinen Kunden ein großes Vergnügen geschenkt.
Bettina Francke
 
Leine-Zeitung online, 13.11.06
   

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Diese Schutzengel-Kur könnte mancher gut gebrauchen

 
Bad Homburg. Selten war ein Theaterabend so kurzweilig wie diese Begegnung mit Xavier und seinem Schutzengel Gabriel im Kurtheater! Es hat einfach alles gestimmt. Die Geschichte von Anne Marie Etienne "Mit Engelszungen" ist gut; die Dialoge sind humorvoll und geistreich, unterschwellig sogar lehrreich, und die Schauspieler haben hervorragend und facettenreich agiert. Das ohnehin temporeiche Spiel ließ im zweistöckigen Bühnenbild viel "Action" zu, und eine Reihe alter Schlager, darunter "She looks like an angel" oder "What a wonderful world" passten gut zum Text und zum locker-flockigen Spiel.
 
Bernhard Bettermann überzeugte als Verleger Xavier, der nur noch seinen Profit im Auge hat und darüber seine Geliebte Muriel (Julia Biedermann) und seine Freude Jo und Eva (Jens Hayek und Yvonne Ruprecht) vernachlässigt. Damit er zur (Selbst)-Besinnung kommt, nistet sich sein Schutzengel Gabriel ein halbes Jahr lang bei ihm ein und sorgt für Turbulenzen. Diese Rolle ist Martin Armknecht auf den Leib geschrieben. In einer Mischung aus "überirdischer" Weisheit und jugendlichem Übermut irritiert er den guten Xavier immer wieder. Es dauert eine Weile, bis dieser erkennt, dass nur er selbst dafür sorgen kann, wieder ein besserer Mensch zu werden. Mit Ausnahme von Muriel, die ihn wirklich liebt, entdeckt er auch bei seinen Freunden gewisse Mängel. Jo ist ein selbstgefälliger Macho, der sich mit dem Spruch verrät: "Mit einem Haus am Meer hast Du Freunde fürs Leben". Seine Freundin Eva ist einem "Sündenfall" mit Engel Gabriel nicht abgeneigt. Der gerät immer mal wieder in ein "Luftloch", das ihn für menschliche Anwandlungen anfällig macht. So fällt es ihm am Ende richtig schwer, durch die Tür wieder "auf die andere Seite" zu entschwinden. Auch Xavier lässt ihn nur ungern ziehen. Vielleicht ist er noch nicht ganz sicher, ob er endgültig auf der "richtigen" Seite angekommen ist. Sein Rat "Lächle, wenn es ernst wird" wurde vom musikalischen "Keep on smiling" sinnfällig unterstützt.
 
Er unterstreicht noch einmal den optimistischen und unverkrampften Grundtenor dieser Komödie, den die Akteure, mit Xavier und Gabriel an der Spitze, so hervorragend getroffen haben. Das hat auch der Beifall des Publikums während und am Ende des Spiels bestätigt. Nicht erst auf dem Nachhauseweg ist einem mancher verbiesterte Zeitgenosse in den Sinn gekommen, der eine solche Schutzengel-Kur vertragen könnte. Wer weiß, vielleicht kehrt Gabriel irgendwann mal wieder zurück.
Von Kathrin Staffel
 
Bad Homburger Woche, 09.11.06
   

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Heitere Komödie regt zum Nachdenken an

 
Bad Homburg. Wie es auch bei dem Stück "Mit Engelszungen" von Anne Marie Etienne der Fall ist, hat eine vermeintliche Komödie häufig einen tieferen Hintergrund. Das ist für alle Betroffenen - Zuschauer wie Darsteller - umso erfreulicher, da es sich in einem vergnüglichen Kontext besser nachdenken lässt.
Zunächst wirkt das Geschehen, das sich in den Abonnementreihen B und C beobachten ließ, skurril und erheiternd. Wie aus dem Nichts taucht der Schutzengel von Xavier auf und teilt mit, sechs Monate bei ihm wohnen zu bleiben. Bis zur Pause weiß man nicht so recht, wohin die Autorin den Betrachter lenken will, zu allgemein bleibt das Geschehen auf der Bühne. Doch dann reichen kleine Hinweise, um Xavier nachdenklich zu machen. Er geht beruflich und privat über Leichen. Seine Freundin Muriel betrügt er, seinen Beruf übt er nur zum Geldverdienen aus, und überdies ist er kerngesund. Wirklich? Als Gabriel, der Engel, ihm rät, den Arzt zu konsultieren, bekommt er Muffensausen. Er wird unsicher, bittet Muriel um Hilfe - er wacht auf. Plötzlich sieht er sich mit anderen Augen und fragt seine Freunde, warum sie ihm nie kritisch gegenüber getreten sind.
 
Doch es muss auch komisch zugehen in einer Komödie. Gabriel beginnt zu menscheln und bändelt mit der hübschen Eva an. Die Schauspieler agierten unter der Regie von Helmuth Fuschl und Anatol Preissler vorzüglich. Allen voran Berhard Bettermann als Xavier. Martin Armknecht war ein herrlicher Engel, der nur schwer den weltlichen Genüssen widerstehen kann. Charmant und mit großer Liebenswürdigkeit schaffte Julia Biedermann es endlich, sich dem Machogehabe ihres Freundes zu stellen und ihm den Laufpass zu geben. Köstlich agierten Jens Hajek als Jo, der seine Frau herumkommandiert, und Yvonne Ruprecht als erotische Verführerin Eva. Eine bestens gestrickte Komödie, die mit ihrem nachdenklichen Ende für Gesprächsstoff sorgt.
Von Michael Jacob
 
Taunus Zeitung, 09.11.06
   

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