Theatergastspiele Kempf GmbH
Romeo und Julia
SCHAUSPIEL VON WILLIAM SHAKESPEARE
Romeo and Juliet

23. September bis 15. November 2006
Neue Spielzeit: 23. September bis 15. Oktober 2007
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Die versöhnende Kraft der Liebe und des Todes

Regisseur Christoph Brück inszeniert Shakespeares Liebesgeschichte leicht gestrafft, aber im komödiantischen Geist des Schöpfers

 
Romeo und Julia im Bürgerhaus Garching
Garching
"Denn niemals gab es so ein hartes Los als Juliens und ihres Romeos". . .
Mit diesen Worten des Prinzen Escalus endet die berühmteste Liebesgeschichte der Welt. William Shakespeares Tragödie wurde um 1595 in London uraufgeführt. Und auch noch über 400 Jahre später hat "Romeo und Julia" nichts von seiner Gleichnishaftigkeit für den Tod der Liebe durch gesellschaftliche Zwänge und der versöhnenden Liebe im Tod verloren.
 
Leicht gestrafft und modernisiert, dennoch weitgehend werkgetreu, haben die Theatergastspiele Kempf das Stück von Regisseur Christoph Brück in Szene setzen lassen. Im Garchinger Bürgersaal konnte man sich von der hohen Qualität dieser Inszenierung überzeugen.
 
Szenenfoto Rome und Julia Copyright Theatergastspiele Kempf GmbH

 
Mit den beiden jungen Schauspielern Stephanie Kellner und Toks Körner fand Brück, ehemaliger Spielleiter am Berliner Ensemble und am Münchner Volkstheater, geradezu eine Idealbesetzung für das tragische Liebespaar, das die Verfeindung seiner Familien mit dem Tod bezahlen muss.
 
Mit der stürmischen, exzellent dargestellten Unbekümmertheit der Jugend stürzten sie sich in das Abenteuer ihrer Liebe. Bis zur großen Wende des Stücks, die am Ende des zweiten Aktes vom Tod Mercutios und Tybalts markiert wird, wird diese Tragödie von der Komödienkunst des Meisters dominiert.
 
Das temporeiche und übermütige Spiel der commedia dell' arte kosteten die Darsteller (vorneweg Achim Grauer als witziger Mercutio und Jutta Boll als kupplerische Amme) voll aus. Doch auch im tolpatschig-dreisten Liebeswerben Romeos und der satirischen Überzeichnung der Gräfin Capulet (Angela Baldo mit skurrilem Kopfschmuck) und Benvolio (Thomas Trüschler mit Cowboyhut) gelang es dieser Aufführung, Shakespeares komödiantische Genialität lebendig auf die Bühne zu bringen. Der Regieeinfall, den Pater (Anton Koelbl, der auch den Montague gab) das Geschehen erklären und kommentieren zu lassen, passte da gut ins Konzept.
 
Szenenfoto Rome und Julia Copyright Theatergastspiele Kempf GmbH

 
Durch die Eskalation der Ereignisse werden Romeo und Julia schlagartig erwachsen und die Tragödie nimmt ihren Lauf. In der Szene "Es war die Nachtigall" im dritten Akt, in der Julia, die ja den ungeliebten Paris (Lutz Bembenneck war auch als Prinz Escalus zu sehen) heiraten soll, nach der Liebesnacht Abschied von Romeo nimmt, stellten Stephanie Kellner und Toks Körner große Liebe und Schmerz ergreifend und ohne übertriebenen Pathos dar. Und auch die Sterbeszene gelang den Hauptdarstellern ohne abgeschmackten Kitsch. Alles in allem eine vorzügliche Inszenierung mit überzeugenden Schauspielern.
ROSWITHA GROSSE
Süddeutsche Zeitung, 5.10.2006
   

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"Romeo und Julia" zwischen Zeitgeist und Bildsprache

Christoph Brücks Shakespeare-Inszenierung zu Gast im Stadttheater Cuxhaven / Überzeugende Julia
 
Vielleicht liegt der Schlüssel zur "Romeo-und-Julia"-Interpretation von Regisseur Christoph Brück in der Formulierung "Amoklauf der Liebe". Jene erste Liebe, die "uns glücklich ins Unglück" stürzt, wie Brück es ausdrückt, und nach der wir uns doch alle sehnen. "Die Tragödie zwischen Romeo und Julia hätte nicht stattgefunden, wenn Vernunft statt Liebe ihre Entscheidungen beeinflusst hätten", heißt es bei Christoph Brück. "Gibt es überhaupt eine von Vernunft gesteuerte Leidenschaft?" Der Regisseur der am vergangenen Montagabend auf der Bühne des Stadttheaters Cuxhaven zu erlebenden "Romeo-und-Julia"-Inszenierung setzt das ganz entschieden in Zweifel.
 
Christoph Brück, zu DDR-Zeiten im berühmten "Berliner Ensemble" groß geworden und zu Ruhm gekommen, Ende der 80er mit Ruth Drexel am "Münchner Volkstheater" erfolgreich, sucht neue Ansätze für den Shakespeare-Klassiker. Und genau das erwartet man auch von einem Regisseur wie Brück. Dass einer wie er sich nicht vollends auf die so genannte "Zeitgeist-Schiene" begibt ist ebenso klar wie die Tatsache, dass er mit seiner "Romeo-und-Julia"-Interpretation kein "Museum" abliefern wird. Also muss es etwas sein, das den großen Theaterklassiker William Shakespeare nicht aus dem Auge lässt und dennoch ein Theaterpublikum des 21. Jahrhunderts anspricht und nicht nur das, sondern es auch wirklich erreicht. Und was bitte wäre da besser als ein Stück von Shakespeare.
 
Die Liebesgeschichte von Romeo und Julia, den beiden Kindern zweier zutiefst verfeindeter Familien, ist zu allen Zeiten gültig. Das hat nicht zuletzt die musikalische Adaption der Geschichte, Leonard Bernsteins berühmte "West Side Story" gezeigt. Christoph Brück als im Sinne Bert Brechtscher Theatertradition groß gewordener Regisseur ist ein Mann des Bildungstheaters (was seine "Romeo-und-Julia"-Inszenierung gleich an mehreren Stellen deutlich zeigt), aber er ist auch ein auf das Bildhafte ausgerichteter Theatermann unserer Tage. Und jene Szenen, die bestimmt sind von einer zugleich sparsamen und doch sinnlichen Bildsprache, sind die besten und eindrucksvollsten in seiner für die Theatergastspiele Kempf GmbH erarbeiteten Tourneeinszenierung.
 
Jene Brautbettszene beispielsweise, wo Brück von der schlichtgrauen, marmornen Mauer eine ganze "Welle" von federleichtem Stoff niederwallen lässt, der den beiden Liebenden Romeo und Julia als Verhüllung oder besser gesagt als Lager dient. Ulrike Schlafmanns Ausstattung arbeitet, was den Bühnenraum angeht, mit sparsamsten Mitteln. Der mauer-ähnliche Abschluss kontrastiert mit einem seine Farbe wechselndem "Himmel", auf der schräg angelegten Spielfläche gibt es nichts, was die Konzentration des Zuschauers im Parkett stören könnte.
 
Entscheidend - und darüber lässt der Regisseur keinen Zweifel - sind in dieser Liebes- und Familiengeschichte die Personen der Handlung. Und das sind nicht "nur" Romeo und Julia. Brück lenkt den Blick auf die gesellschaftlichen Zustände, auf die Familienfehde der Capulets und Montagues, auf Macht-Konstellationen und auf kirchliche Einflussnahme. Da gibt es hin und wieder reizvolle inszenatorische Momente. Wenn auch die anfänglichen Kampfesszenen allzu großen Raum im ersten Teil der Inszenierung einnehmen. Achim Grauers Mercutio beispielsweise ist offenkundig so etwas wie eine Konzession an exzessive Jugendlichkeit. Reizvoll dann wieder die vom Regisseur wie nebenläufig eingestreuten Momente des Shakespeare-Theaters, die der Inszenierung Authentizität verleihen. Stephanie Kellners Julia ist ein Mädchen, das in der Unbedingtheit ihrer jungen Liebe auch das Theaterpublikum unserer Tage erreicht. Sie ist selbstbewusst und überzeugend. (…)
Ilse Cordes,
Cuxhavener Nachrichten, 11.10.2006
   

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Atemlose Stille im Zuschauersaal

Goslar
Romeo und Julia: Theatergastspiele Kempf begeistern Glockenschläge hallen durch den Saal des Odeon-Theaters. Ein Punktscheinwerfer wirft sein helles Licht auf einen Mönch in steingrauer Kutte. Die zahlreichen Besucher des Schauspiels "Romeo und Julia" von William Shakespeare, aufgeführt von den "Theatergastspielen Kempf", halten den Atem an. Mit fester Stimme spricht der Franziskaner: "Zwei Häuser, beide von gleich edlem Blut, beid' in Verona, entfachen neu des Haders Glut (. . .) aus ihrer Mitte ward gezeugt ein Liebespaar."
 
Wenig später lungern Jugendliche, Anhänger der Montagues, in elegant geschnittenen grellbunten Kostümen an einer hellen Hausmauer herum. Sie stoßen Verwünschungen gegen die mächtige Familie der Capulets aus. Als deren Angehörige die Bühne betreten, zeigen die Jugendlichen ihnen den Mittelfinger und schmähten sie. Wortgefechte steigern sich zur Prügelei. Aus Türen links und rechts strömen Frauen und Männer und dreschen in Zeitlupenbewegungen aufeinander ein. Erst der Auftritt des Fürsten beendet das Spektakel.
 
"Aufrührerische Vasallen! Friedensfeinde!" brüllt er über das Knäuel sich prügelnder Menschen. Romeo Montague, voll Liebeskummer und unbeteiligt an den Streitereien, betritt die Bühne. Sofort wird er von seiner Clique in Empfang genommen, die ihn auf andere Gedanken bringen will. "Hier sind genug Frauen. Schau nur die süße Maus in der ersten Reihe." Schmunzeln bei den Zuschauern.
 
Toks Körner überzeugt als Teenager Romeo in jeder Szene. Seine Rolle umfasst die ganze Bandbreite der Emotionen von glühender Leidenschaft über blinde Wut bis zu tiefer Verzweiflung. Romeo trifft die 14-jährige Julia auf ihrer Geburtstagsfeier. Als Toks der Julia-Darstellerin Stephanie Kellner gegenüber tritt, nimmt er seine Sonnenbrille ab, beide Darsteller starren sich an, im Publikum wird es ganz still. Stephanie Kellner spielt die mädchenhafte Julia in erstklassiger Manier.
 
Ihre Rolle von Verliebtheit über Vorfreude bis zur Verzweiflung füllt sie glaubwürdig und souverän aus. Julia will nur noch mit ihrem Romeo zusammen sein und sinnt auf die Chance, all die widrigen Umstände zu überwinden, die ihrem Glück im Wege stehen. Pater Lorenzo sieht endlich die Möglichkeit, Streit und Hader zwischen den Familien zu beenden. Den Franziskaner stellte Anton Koelbl in all seinem Ernst dar. Wie ein Fels in der Brandung wirkt er mit seinen vernünftigen und verschlagenen Plänen, zwischen all den emotional aufgeputschten Darstellern. Das Drama nimmt seinen bekannten Lauf. Licht taucht die Bühne in kaltes Blau. In der Mitte der marmorierten Kulisse ein mächtiges schwarzes Kreuz, davor liegen starr und zusammengekrümmt Romeo und Julia. Laut klagen die Eltern. In steifer Würde treten auch Fürst und Mönch in die Gruft. "Seht welch ein Fluch auf eurem Hasse liegt." Fassungslos stammelt der Franziskaner: "Einen sinnloseren Tod gab es nirgendwo, als den von Julia und Romeo."
 
Lange applaudiert das Publikum den Darstellern. Besonders laut ist der Beifall bei Stephanie Kellner und Toks Körner.
Ernst-Diedrich Habel
Goslarsche Zeitung, 26.9.2006
   

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Zwei reine Seelen
„Romeo und Julia“ leicht modernisiert in Gersthofen

(lig). Der Streit zweier Familien führt deren sich liebende Kinder in den Tod – das ist die Kurzfassung des wohl berühmtesten aller Shakespeare-Stücke über das wohl meistbeweinte Liebespaar Romeo und Julia. Die Stadthalle Gersthofen präsentierte eine stellenweise rasante Version mit Menschen aus der heutigen Zeit.
 
Regisseur Christoph Brück entschied sich glücklicherweise für die romantische Schlegel’sche Übersetzung – immer noch die Version mit der reichsten Ausdruckskraft. Und er hatte als Partner ein Ensemble, dessen Sprechkultur der sprachlichen Herausforderung durchaus gerecht wurde; im Fall der Julia (Stephanie Kellner) sogar in überragendem Maße. In zeitlos-modernen Kostümen (Ulrike Schlafmann) standen Menschen auf der Bühne, denen man jederzeit auf der Straße begegnen könnte, keine klassischen Heroen.
 
Stephanie Kellner, zuletzt als traumatisierte Catharine Holly in Tennessee Williams „Plötzlich letzten Sommer“ in Gersthofen zu sehen, rührte als unschuldiges Mädchen, dessen erste Liebe aufgrund der brutalen Welt auch ihre letzte sein wird – nicht zuletzt auch mit exzellenter Diktion. Weniger durch die Sprachkultur als durch seinen unglaublich gezielten Körpereinsatz schuf Toks Körner einen überzeugenden Romeo, der durch seinen guten Willen zum Mörder wird und aufgrund eines Irrtums stirbt. Beide waren, in Weiß gekleidet, Fremdkörper in einer bösen Welt.
 
Diese wurde, durchaus amüsant von einem rundum abgestimmten Ensemble dargestellt. Jutta Bolls liebenswerte Amme blieb fernab von der Kupplerin, als die sie oftmals interpretiert wird. Sie war zwar skurril, aber immer um Julia besorgt. Den schönen Schein der besseren Gesellschaft, dem die Tochter mit einer Zweckheirat mit dem blasierten Grafen Paris (Lutz Bembenneck) geopfert werden muss, brachten Angela Baldo und Wolfgang Scheiner als Julias Eltern auf die Bühne, sodass die Zuschauer fast Gänsehaut bekamen. In die heutige Zeit versetzt agierten Niko Jilka (Tybalt), Achim Grauer (Mercutio) und der etwas blasse Thomas Trüschler (Benvolio). Anton Koelbl verdeutlichte, dass auch Bruder Lorenzo das unschuldige Glück der Liebenden instrumentalisierte – allerdings mit positivem Ziel: Die beiden Familien der Capulets und der Montagues sollten versöhnt werden.
 
Für Tempo sorgten nicht zuletzt die atemberaubenden Fechtszenen (Klaus Figge). Betonte der Regisseur in der ersten Hälfte des Stücks vor allem die frivol, skurril-komödiantische Note, dominierte nach Tybalts Tod die romantisch-lyrische Facette des Stücks. Der dafür gewählte Kammerton, in dem die Schauspieler sprachen, traf zwar die Stimmung perfekt, war aber über weite Strecken in der weitläufigen Gersthofer Stadthalle nur schwer verständlich. Anders als bei Shakespeare gab’s auch über den Leichen der beiden Liebenden keine Versöhnung – wahrhaft typisch für Menschen der heutigen Zeit.
 
Freitag, 29. September 2006
AZ Augsburger Land
   

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