Theatergastspiele Kempf GmbH
Der Priestermacher
Komödie von Bill C. Davis

1. Tournee:
Premiere am 27. Januar 2012 in Unterhaching
27. Januar bis 28. Februar 2012
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Bruder Thaddäus – eine Paraderolle für Thomas Freitag
Bissig, zynisch, heuchlerisch und liebevoll: Kabarettist Thomas Freitag spielte den Bruder Thaddäus im Stadttheater

RATINGEN. Es sind Welten, die da aufeinander treffen: Alt und Jung, Ehrlichkeit und Heuchelei, Pragmatismus und Idealismus - das alles vor der Kulisse der katholischen Kirche. Das Stück von Bill C. Davis ist eigentlich eine Komödie. Manchmal scheint es fast so, als wisse das Publikum nicht so recht, ob es über eine gelungene Pointe lachen oder lieber ob der Nähe zur Realität den Kopf schütteln soll.
 
Es war ein gelungener Theaterabend mit zwei Darstellern, die perfekt aufeinander eingespielt sind und ihre Figuren glaubhaft auf die Bühne bringen. Das ist kein Wunder, spielt doch Thomas Freitag, eines der deutschen Kabarett-Urgesteine, den Bruder Thaddäus, einen alteingesessenen Priester, der sich des jungen Diakons Christopher annimmt. Der wird, nicht minder grandios, gespielt von Constantin Lücke. Gleich bei der ersten Begegnung mit Thaddäus wird mit der richtigen Dosis Humor ein wichtiges Thema behandelt, das ursächlich hinter den „drei großen K: Katholische Kirche in der Krise" (Zitat Pfarrer Thaddäus) steht: Wie wird ein Geistlicher seiner Aufgabe gerecht? Wie schafft er es, in schwierigen Lebenslagen wirksam Trost zu spenden?
 
Zwischen dem Priester und seinem herrlich idealistisch-ungestümen Diakon entwickeln sich perfekt pointierte Dialoge, die das Publikum in den Bann ziehen. Freitag beweist sich glanzvoll als der Meister gängiger Phrasen, denen er entlarvend den hohlen Beiklang zufügt. Es scheint so, als sei dieser trotzdem liebenswerte Thaddäus eine Paraderolle für den Kabarettisten und Stimmenimitator, der all seine Stärken unterbringen kann: Etwa als Thaddäus mit seinem Schützling ein Gespräch mit dem gestrengen Monsignore simuliert. Nur die Brille herunter geschoben, die Stimmlage gewechselt und ein wenig tiefer in den Stuhl gerutscht: Schon scheint ein Schauspieler mehr auf der Bühne zu stehen.
 
Es geht vor allem um die Frage des Verhältnisses von Wahrheit und Macht, um Grundfragen, denen man nicht nur in der Diskussion um Dogmen der Kirche begegnet - und das macht das Stück interessant. Am Ende steht die Erkenntnis, die Priester Thaddäus so treffend formuliert: „Wir sind keine Engel, wir machen nur ihren Job."
 
Von Wolfgang Schneider - Rheinische Post, 27.2.2012
 
   

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Brillant: Kirche auf der Theaterbühne
Spannender „Priestermacher": Angepasster Geistlicher gegen Revoluzzer

Die katholische Kirche auf der Theaterbühne? Das kann ja heiter werden, mochte sich mancher gedacht haben. Wurde es auch - trotz des ernsten Themas.
 
Rebellischer Seminarist gegen behäbig gewordenen Pfarrer, Christopher gegen Thaddäus. Letzterer hat sich darauf eingelassen, Kompromisse zu schließen, sowohl bei seinen Predigten als auch im Umgang mit Vorgesetzten. Anders Christopher. Der nimmt die Botschaft des Evangeliums wörtlich. Ein Hitzkopf, der nicht angepasst sein will. Ausgerechnet diesen zornigen, jungen Mann soll der recht zufrieden im Dienst ergraute Pfarrer Thaddäus auf das Priesteramt vorbereiten. Am Ende steht ein Seitenwechsel. Der Revoluzzer resigniert, der Ältere ist wach geworden, übernimmt dessen Kampfesmut.
 
Zwei Charaktere - zwei satte Bühnenrollen. In der Inszenierung von Helmuth Fuschl nutzten Thomas Freitag als Thaddäus und Constantin Lücke als Christopher ihre Chance. Da wurde heiß diskutiert, flogen die Fetzen und der Sprachwitz zwischen den Generationen, setzte Freitag sein brillantes kabarettistisches Talent ein, überzeugte Lücke in seiner idealistischen Jugend. Ein großartiger Theaterabend.
 
WAZ, 13.2.2012
 
   

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Das ganze Dilemma der Kirche
„Der Priestermacher" überzeugte

Ein theologischer Star seiner Diözese, ein bei seiner Gemeinde äußerst beliebter Priester, gerät ins Grübeln. Gezwungen von einem jungen Seminaristen, einem Priesteramtskandidaten. Da prallen zwei Welten aufeinander, als Pfarrer Thaddäus auf den kompromisslosen Christopher trifft. Scheinbar Selbstverständliches muss der Altgediente neu hinterfragen, seine qua Amt scheinbare moralische Überlegenheit gerät ins Wanken.
 
Am Samstagabend wurde im Theater „Der Priestermacher“ gespielt. Ein Stück von Bill Davis, das kaum ein heißes Eisen auslässt, das in der katholischen Kirche glüht. Helmuth Fuschl hat die Geschichte in kurzen Sequenzen inszeniert. Er bringt dabei, in Kooperation mit seinen Darstellern, die Probleme exakt und auf unterhaltsame, Denkanstöße gebende Weise auf den Punkt.
 
Die Besucher sahen zwei exzellente Schauspieler, die die emotionalen Tiefen der Handlung grandios ausloteten: den als Kabarettisten und Stimmenimitator bekannten Thomas Freitag und seinen jungen Kollegen Constantin Lücke. In deren authentisch wirkenden, philosophisch-theologischen Diskursen offenbarte sich das ganze Dilemma der katholischen Kirche: Homophobie, die Forderung nach absolutem Gehorsam und Machtgerangel.
 
Die langsame, menschliche Annäherung des Seminaristen und seines seelsorglichen Betreuers setzte das Duo Stück für Stück und schauspielerisch auf leisen Sohlen um. In ähnlicher Manier gingen sie bei dem Wandel vor, dem sich beide Charaktere unterziehen. Aus dem Burgunder liebenden, seelsorglich oft an der Oberfläche bleibenden Thaddäus wird ein streitbarer Priester.
 
Und der anfänglich hart und abweisend wirkende Christopher zeigt sich sensibler und souveräner, ohne seine idealistische Linie zu verlassen. Thomas Freitag zeichnete den Charakter des anfangs angepassten Pfarrers mit klaren Konturen. Er überzeugte durch vitales Spiel und gab das Paradebeispiel eines Mannes, der exzellent auf der Klaviatur des Pragmatismus spielen kann. Immer das gute Bild im Kopf, das er abgeben möchte. Constantin Lücke war ihm ein absolut passendes Gegenüber. Ein theologischer Rebell, der nur eines kannte: den Drang zur Aufrichtigkeit.
 
Das Stück hat kein Happy End, der Kandidat muss das Priesterseminar verlassen. Die Aufführung selber hatte eines: riesiger Beifall für zwei hervorragende Schauspieler.
 
Von Andreas Stolz - Wolfsburger Nachrichten, 13.2.2012
 
   

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Thomas Freitag als Zugpferd
Der Kabarettist überzeugte im Stadttheater auch als Schauspieler.

Kabarettist Thomas Freitag war sicherlich einer der Gründe, warum der Saal an diesem Abend so voll war und weshalb viele Zuschauer mit einer ganz bestimmten Erwartung gekommen waren - einer Erwartung, die nicht enttäuscht wurde.
 
In den 1990er-Jahren gehörte Freitag zu den ganz Großen im politischen Kabarett, seine Imitation von Kanzler Helmut Kohl wurde damals Gemeingut. So durfte man nun zurecht bissige Pointen und eine gehörige Schärfe erwarten. Auch wenn es in dem Stück von Bill Davis nicht um hohe Politik geht, sondern um die katholische Kirche. Aber da ist seiner Ansicht nach der Unterschied gar nicht so groß.
 
Thomas Freitag spielt den altgedienten und sehr beliebten aber durchaus auch etwas bequem gewordenen Pater Thaddäus. Eine seiner Predigten wird überraschend von einem jungen Mann gestört, der sich ausgerechnet als Priesteramtsanwärter herausstellt und dessen unkonventionelle Art ihm bei seiner Karriere im Wege steht. Thaddäus ist vom Enthusiasmus des jungen Christopher begeistert und setzt sich in den Kopf, einen richtigen Priester aus ihm zu machen. Es folgten für den Zuschauer ebenso amüsante wie aufschlussreiche Streitgespräche über Sinn und Zweck von Glaube, Wahrheit, Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit: Hier der Realist, der sich mit dem System engagiert hat und seine Ideale gegen die Sachzwänge abwägt, dort der rebellische Heißsporn, der alles infrage stellt und seine hohen Ansprüche durchsetzen will. Das war spannend, entlarvend und richtig lustig.
 
mac - Westdeutsche Zeitung, 27.2.2012
 
   

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Vom Angepassten zum Widerspenstigen
Thomas Freitag spielt in der Grafinger Stadthalle
den „Priestermacher"

Grafing. Thomas Freitag ist nicht nur ein Zugpferd in der deutschen Kabarettszene, sondern auch auf der Theaterbühne. Entsprechend groß war das Interesse an seinem Auftritt in der Grafinger Stadthalle, wo er im „Priestermacher" für viel Heiterkeit sorgte. Im dem Schauspiel von Bill C. Davis war es eine Paraderolle für den Stimmenimitator. So fordert er zwar auf der Kanzel in seiner „Dialogpredigt" den Widerspruch heraus, um dann pantomimisch herrlich sein Entsetzen über den unerwarteten Widerspruch zu zeigen. Oder wenn der Priester lakonisch feststellt, dass „kleine Lügen das Schmiermittel menschlicher Beziehungen" sind.
 
Sozialkritik gepaart mit viel Humor
 
Trotz aller Heiterkeit hat das Stück einen ernsten Hintergrund - Homosexualität und Gehorsam in der katholischen Kirche, hier speziell in einem Priesterseminar. Freitag versteht es perfekt, den Wandel vom ängstlichen Gemeindepfarrer mit Alkoholproblemen und dessen Angst, irgendwie unangenehm aufzufallen, zum aufbegehrenden Hirten seiner Gemeinde darzustellen. Viele Lacher paaren sich mit hintergründigem Humor. Constantin Lücke ist als junger, aufmüpfiger Seminarist ein ebenbürtiger Gegenpart zu Freitag, denn er ist so überzeugend, dass man den Eindruck gewinnen kann, dass er seine Rolle nicht spielt, sondern dass er selbst auch so ist. Während sich Freitag vom Angepassten zum Widerspenstigen wandelt, geht der Seminarist den umgekehrten Weg - auch wenn der Wandel zu spät kommt und er das Seminar verlassen muss. Wohl der Anlass für den endgültigen Abschied des Pfarrers vom Angepasst-Sein und vom Alkohol. Bei aller Ernsthaftigkeit darf der Witz nicht fehlen. Dafür ist der Kabarettist mehr als prädestiniert.
 
Von Franz Köppl - Münchner Merkur, 6.2.2012
 
   

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Die Wahrheit und das Seelenheil

Dinslaken. Im dunklen Raum leuchtet ein meterhohes modernes Kirchenfenster in Kreuzesform, Pater Thaddäus predigt von der Kanzel über die drei großen K: „Katholische Kirche in der Krise. Eine Szene, die sich so am letzten Sonntag hier in der Gemeinde hätte abspielen können. Doch es ist Mittwochabend kurz nach 20 Uhr, die Menschen haben sich nicht im Gotteshaus. sondern in der Kathrin-Türks-Halle eingefunden.
 
Pater Thaddäus ist in Wirklichkeit der Schauspieler und Kabarettist Thomas Freitag. Gemeinsam mit Constantin Lücke bot er mit Bill C. Davis' Komödie „Der Priestermacher“ ein heiter-sarkastisches Theatervergnügen mit treffenden Spitzen und nachdenklich stimmenden Unterton. Thomas Freitag und Constantin Lücke spielen sich die Pointen wie Bälle zu, die Chemie zwischen den beiden stimmt, sie verleihen ihren Rollen Charakter. Es ist ein bitteres Stück, das C. Davis als Komödienstoff aufbereitet. Im Programmheft erzählt er in Auszügen, welche persönlichen Erfahrungen er in dem doppelbödigen, im Original „Mass Appeal“ betitelten Stück verarbeitet hat. Es erzählt die Begegnung des Pater Thaddäus, der es sich zwischen gefälligen Predigten, kleinen Ausreden für ungeliebte Termine und diversen Flaschen Burgunder - alIesamt Aufmerksamkeiten seiner Schäfchen - bequem gemacht hat.
 
In einer seiner sonntäglichen „Dialogpredigten" platzt der junge Christopher. Der angehende Diakon fordert die Frauenpriesterschaft ein. Mit jugendlichem Eifer, voller Idealismus und Härte, die Thaddäus beeindruckt. Er nimmt den jungen Brausekopf unter seine Fittiche. Wohlwissend, dass ein „Besessener“ wie Christopher zwar Salz in der Suppe des Glaubens ist, aber mit seiner rigorosen und selbstgerecht wirkenden Art weder im Kirchenapparat noch in einer Gemeinde Überlebenschancen hat.
 
Thaddäus versucht sich als „Priestermacher". Er wird scheitern und aus der Begegnung derart erschüttert herausgehen, dass er, der bequem Gewordene, zum Schluss selbst, ohne sich und die hierarchisch strukturierte hierarchische Kirche zu schonen, für einen radikalen Neubeginn predigt.
 
Natürlich kann man das Stück als Treffen der Generationen allgemeingültig interpretieren. Christopher, der „Aufrichtigkeitsfreak", stolpert über das Bekenntnis seiner „Jugendsünde", „vom Fluss der sinnlichen Versuchung an das eine wie auch an das andere Ufer gespült worden zu sein". Er ist der personifizierte „Sturm und Drang": kompromisslos, ehrlich, extrem. Der Alte will ihn zähmen, anpassen, kompatibel für eine Gesellschaft machen, die weder Menschen mit Ecken und Kanten noch wahre Worte erträgt. Und wird dabei selbst durch das Schicksal des Unbequemen aufgerüttelt.
 
Doch diese Verallgemeinerung verwässert viel von der Kirchenkritik des Stückes, das 1980 in Manhattan uraufgeführt wurde und heute aktueller denn je wirkt. Beispiele von Menschen, die ihrer Berufung folgten und zwischen Amtskirche und Erwartungen aus der Gemeinde zerrieben wurden, gibt es ja tatsächlich.
 
Wenn Theater gelungen ist, wenn es inhaltlich seine Narrenfreiheit nutzt, unbequeme Wahrheiten anzusprechen und dabei das Publikum intelligent und leichtfüßig zu unterhalten vermag, trifft dies auf den „Priestermacher" im Rahmen der städtischen Theaterreihe aufs Schönste zu.
 
Von Bettina Schack - NRZ, 3.2.2012
 
   

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