Theatergastspiele Kempf GmbH

Onkel Toms Hütte
Schauspiel mit Musik nach einer Idee von Gerold Theobalt - Nach dem Roman von Harriet Beecher Stowe, in einer Einrichtung von Frank Lenart

3. Tournee:
1. bis 30. Oktober 2017

2. Tournee:
23. September bis 31. Oktober 2016

1. Tournee:
Premiere am 25. September 2015 in Waldkraiburg
25. September bis 10. November 2015

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Doppelter Onkel Tom: Ron Williams überzeugt im Theater
Das Musical „Onkel Toms Hütte“ thematisierte Harriet Beecher Stowes Erzählung auf zwei Ebenen. Das kommt gut an, schauspielerisch wie musikalisch.

Wolfsburg. Onkel Toms Hütte: Die Geschichte vom Sklaven, der über hohe soziale Kompetenz verfügt(e) und von christlichen Werten geprägt war, hat seit ihrer Veröffentlichung im Jahr 1851 literarische Weltgeltung erlangt. Gestern stand die Erzählung von Harriet Beecher Stowe im Mittelpunkt als einer von zwei Handlungssträngen. Im Theater wurde das Musical Onkel Toms Hütte aufgeführt, eine Art dramaturgischer Brückenschlag zwischen den Jahrhunderten, weil eine Mischung aus literaturhistorischem Original und moderner, modifizierter Form des sozialen Hintergrunds.
 
Der Onkel Tom aus dem 21. Jahrhundert nämlich ist Tom Rutherford, ein Sozialpädagoge. Er betreibt im Gefängnis ein kleines Theater. Und führt dort in jedem Jahr mit Gefangenen „Onkel Toms Hütte“ in der Originalversion auf. Wobei in diese spezielle Theatervorstellung, mit Blick auf die inhaftierten Darsteller, autobiografische Passagen einfließen. In der Rolle des „doppelten Tom“ agierte Ron Williams, der sein Potenzial als starker Charakterdarsteller schon in der Rolle des Martin Luther King unter Beweis gestellt hat. Rund 600 Besucher sahen ein Onkel-Tom-Musical, das es in sich hatte. Intensiv in der szenischen Gestaltung, beeindruckend durch emotionalen Tiefgang. Inszeniert wurde das Stück von Frank Lenart. Die musikalische Leitung hatte Michael Mufty Ruff, der als Pianist die Aufführung begleitete und durch sensibles, ausdrucksstarkes Spiel mehr war als nur musikalischer Begleiter der Gesangssolisten.
 
Die Besucher wurden hineingezogen in ein Theaterstück, das gemäß seiner Ausrichtung und Intention wechselweise die geschichtliche und die zeitgenössische Ebene widerspiegelte. Entsprechend war das Liedgut, das sich vom Spiritual – „Let my people go“ – bis hin zur Popballade – „Bridge over troubled water“ – erstreckte. Die gesangliche Interpretation, dieses Prädikat gilt für alle Akteure, war einfühlsam und stimmlich exzellent. Als „Primus inter pares“ ist schauspielerisch Ron Williams hervorzuheben. Wobei das Adjektiv „schauspielerisch“ assoziativ in eine falsche Richtung führt. Der Darsteller spielt die Charaktere nicht, er lebt sie für die Dauer der Vorstellung. Kongeniale Partner waren Ron Williams die Darsteller Karsten Kenzel, Simon Berhe, Stephanie Marin und Anna Takenaka. Sie agierten in mehreren Rollen und verstanden es, die intellektuelle und emotionale Vielschichtigkeit der von ihnen verkörperten Figuren plastisch werden zu lassen. Positiv hervorzuheben ist außerdem das extraordinäre Bühnenbild. Das bestand lediglich in einer Videowand im Hintergrund. Darauf wurden Kohle-Zeichnungen eingeblendet, die Motive aus dem frühen 19. Jahrhundert abbildeten, zum Beispiel Hütten und Einrichtungen.
 
„Onkel Toms Hütte“ im Wolfsburger Theater: Das war ein Glanzlicht der (Schauspiel-)Kunst.
 
Von Andreas Stolz – SALZGITTER ZEITUNG, 23.10.2016
 
   

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Weltliteratur gepaart mit viel Musik
Der Kulturring Neckartenzlingen präsentierte das Schauspiel „Onkel Toms Hütte“ mit Ron Williams in der Hauptrolle

NECKARTENZLINGEN. Gelungener hätte der Kulturring Neckartenzlingen nicht in die neue Spielsaison der Großen Reihe starten können. Im Großen Saal der Melchiorfesthalle präsentierte der berühmte US-amerikanische Schauspieler und Sänger Ron Williams mit „Onkel Toms Hütte“ ein mitreißendes Theaterstück.
 
Das Besondere daran: Es ist eine Geschichte in der Geschichte. Zum einen geht es um den berühmten Roman „Onkel Toms Hütte“ von Harriet Beecher Stowe, in dem die Sklaverei thematisiert wird. Zum anderen zeigt es die Geschichte von Tom Rutherford (Ron Williams). Dieser war früher selbst Straßengangmitglied. Heute agiert er als Sozialpädagoge und leitet einen Resozialisierungskurs für straffällige Jugendliche an einem amerikanischen Gefängnis. Indem er mit vier schweren Jungs und Mädchen aus dem Knast Theater spielt und mit ihnen das Stück „Onkel Toms Hütte“ einstudiert, versucht er diese zu therapieren.
 
Ron Williams besticht gleich zu Beginn des Stückes durch seine Professionalität. Gekonnt führt er das Publikum in das Gefüge und die Komplexität des Stückes ein. Durch seine lockere und souveräne Begrüßung hat er von Beginn an das Lachen auf seiner Seite. Das Eis ist gebrochen und das Stück ein Garant für einen Erfolg in jeder Hinsicht.
 
Die Symbiose dieser beiden Geschichten hat Frank Lennart, Bühnenbildner und Regisseur, für die Theaterspiele Kempf professionell inszeniert und umgesetzt, basierend auf einer Idee von Gerold Theobald. Der musikalische Leiter, Michael Mufty Ruff, ist selbst als Keyboarder Barney auf der linken Seite der Bühne den ganzen Abend über präsent. Ihm ist es zu verdanken, dass insgesamt 14 Songs in das Stück eingearbeitet wurden und wunderbar von den Schauspielern vorgetragen wurden, sowohl solistisch als auch chorisch. So gab es viele Lieder aus dem Bereich Gospel, Rock, Soul und Pop zu hören. Einige Stücke hat Ron Williams speziell für das Theaterstück komponiert.
 
Das Bühnenbild beeindruckte durch Projektionen und Grafiken von James Gardiner. Sie illustrieren die unterschiedlichen Stationen, führen in die Atmosphäre der Gefängniswelt und der Romanwelt ein und bestechen durch ihre Einfachheit. Ein Beamer, eine Leinwand und gut eingesetzte Lichteffekte reichen ihm aus, um Atmosphäre zu erzeugen. Die entsprechenden Kostüme, ausgewählt von Gabi Schumacher, unterstreichen diese Eindrücke noch.
 
Die Inszenierung zeigt, dass die Unterdrückung der schwarzen Menschen durch die Weißen immer noch immens präsent ist und an Aktualität nichts verloren hat. Tom Rutherford versucht mit seinen Schützlingen durch das Nachspielen der Geschichte intensiv das Schicksal des Sklaven Onkel Tom aufzuarbeiten. Interessanten Kontrast hierzu bieten die Lebensgeschichten der Akteure. Sie sitzen im Gefängnis und müssen im Theaterspiel in verschiedene Rollen schlüpfen.
 
Diese Aufgabe wird von den vier Schauspielern Karsten Kenzel, Simon Berhe, Stephanie Marin und Anna Takenaka sowohl durch ihr Spiel als auch durch ihren wunderbaren Gesang beeindruckend umgesetzt. Die vier legen durch unterschiedliche Art und Weise ihre Lebensbeichte ab und schlüpfen in die verschiedenen Rollen des Buches.
 
Rutherford (Ron Williams) schlüpft in die Rolle von Onkel Tom, einem zutiefst mitfühlenden, religiösen Mensch. Er wird getragen durch das Gebet, seine Bibel und Spirituals wie „This is my prayer“. Damit kann er seine Schützlinge überzeugen. Das Einüben des Stückes und das Aufführen vor Publikum verändert die Truppe. Ihre eigenen Lebensgeschichten und Probleme rücken in den Hintergrund. Sie kommen gemeinsam zu dem Resultat, dass niemand das Recht hat, aus einem Menschen eine Sache zu machen. Egal welche Herkunft du hast, egal welches Geschlecht und Hautfarbe du hast und egal was du verbrochen hast – für jeden gilt: Die Würde des Menschen ist unantastbar.
 
Die Kombination von Musik und Theater und das Einbinden der zahlreichen Songs aus den verschiedenen Musikrichtungen ergibt am Ende ein äußerst herzergreifendes Stück über Menschenrechte. Das Stück bezauberte und berührte, regte zum Nachdenken an und sorgte gleichzeitig für beste Stimmung, besonders durch die mitreißenden, lebendigen Songs. Beim letzten Lied hielt es viele Zuschauer nicht mehr auf den Stühlen.
 
Ron Williams und seine Truppe übertrafen in der Melchiorhalle wieder einmal alle Erwartungen des Publikums. Er ist ein Garant für beste Unterhaltung, wie auch schon im Jahr 2012, als er mit der „Harry Belafonte Story“ schon einmal Station in Neckartenzlingen gemacht hatte
 
Von Bettina Matuschowitz – Nürtinger Zeitung, 19.10.2016, 23.10.2016
 
   

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Ein Saisonstart zum Mitsingen
Die Besucher des Kronacher Kreiskulturrings erlebten mit dem Schauspiel "Onkel Toms Hütte - Reloaded" einen äußerst gelungenen Saisonstart.

Der bekannte US-amerikanischen Schauspieler, Sänger, Synchronsprecher und Moderator Ron Williams am Freitagabend begeisterte mit seinem Ensemble das Kronacher Publikum und animierte zum Singen, Klatschen und Verstehen einer Herzensangelegenheit. Und eben diese Herzensangelegenheit verstand wohl jeder Theaterbesucher am Ende einer mitreißenden Geschichte über Sklaverei, Menschenwürde und Ausbeutung. Präsentiert von Ron Williams, der das Stück "Onkel Toms Hütte" von Harriet Beecher Stowe mit einer Gefängnis-Theatergruppe, bestehend aus vier straffälligen amerikanischen Jugendlichen, auf die Bühne bringt und weiter erzählt.
 
Der namensgebende Roman ist somit nur der Aufhänger für die Musikproduktion, die im Gefängnis einer mittelamerikanischen Großstadt spielt und gleichzeitig die Resozialisierung junger amerikanischer Gefangener unterschiedlicher Nationalitäten mit der eigentlichen Geschichte kombiniert. Ron William als Betreuer der Gefängnisinsassen hilft den Jugendlichen durch die Aufführung des Südstaatendramas und das Einbringen eigener Geschichten und Songs, ihre Konflikte zu bewältigen.
 
Beeindruckende Produktion
 
Die Schauspieler Ron Williams, Karsten Kenzel, Simon Berhe, Stephanie Marin und Anna Takenaka brachten zusammen mit dem Pianisten Michael Muffy Ruff eine beeindruckende Musikproduktion auf die Bühne, die das Theaterstück inhaltlich und emotional untermauerten. Viele schöne und bekannte Lieder unterschiedlicher Genres transportierten Hoffnung, Glauben und Verständnis. Jeder Schauspieler und Sänger glänzte in seinen eigenen Rollen für sich und bildete gleichzeitig ein wichtiges Puzzlestück für die gesamte Geschichte. Das gesamte Schauspiel faszinierte mit einer modernen Inszenierung die Zuschauer. Bei reduziertem Bühnenbild schlüpften die wenigen Schauspieler abwechselnd in verschiedene Rollen und Hautfarben. "Wir spielen mit allen Farben", erklärte Ron Williams zu Beginn des Theaterstücks und fügte einen Satz hinzu, der sich bis zum Ende des Stückes als Botschaft behauptete: "Es liegt an Ihnen zu erkennen, was den Menschen ausmacht."
 
Ron Williams wuchs in der Rolle des tiefgläubigen Onkel Toms über sich hinaus und brachte zum Ausdruck, dass er kein schwarzer Mann war, der sich von den Weißen alles gefallen ließ. Denn die Thematik des wohl erfolgreichsten Buches des 19. Jahrhunderts in den USA sei auch noch heute aktuell: "Laut Uno leben heute 50 Millionen Menschen als Sklaven."
 
Vollendet wurde der Saisonstart und das ergreifende Theaterstück durch die stehenden Ovationen am Ende des Abends. Ganz nach dem Motto des Refrains "Stand up for love" standen die Kronacher Gäste in den Rängen und applaudierten für Ron Williams' letzte Botschaft an sein Publikum: "Mehr Menschlichkeit, Freundlichkeit und Empathie - Euer Onkel Tom."
 
Doch der Abend hielt noch ein letztes Highlight bereit, der die Nachdenklichkeit in beste Stimmung umwandelte: "Jetzt singen wir zusammen", stimmte der bekannte Sänger mit dem Lied "This Little Light oft Mine" ein und verwandelte das stehende Publikum in einen großen Gospelchor, in dem alle gemeinsam wippten, klatschten und mitsangen.
 
Von Mariell Dörrschmidt – infranken.de , 16.01.2016
 
   

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Ron Williams klärt auf
Entertainer Ron Williams mobilisiert als "Onkel Tom" sein Publikum im Kreiskulturraum in Kronach. Es geht um Menschlichkeit - und gegen rechte Gewalt.

Kronach - Ron Williams ist als Entertainer, Sänger, Kabarettist und Schauspieler immer auch politisch, aufklärerisch unterwegs. Seine Arbeit verbindet er schon seit langem mit seinem Engagement für Toleranz und gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und rechte Gewalt. Ob als Martin Luther King, Nelson Mandela und Harry Belafonte oder seit 2015 als Onkel Tom in der Dramatisierung des Romans "Onkel Toms Hütte" von Harriet Beecher Stowe durch Gerold Theobalt, Ron Williams bringt die politischen Themen der Menschlichkeit authentisch und überzeugend an das Publikum.
 
Mit der von Frank Lenart eingerichteten Schauspielfassung des großen historischen Romans von 1851 hatte der amerikanische Künstler jetzt in Kronach ein Heimspiel. Doch seit der Uraufführung am 30. April 2015, in Lenarts Arrangement am 25. September 2015 ist viel geschehen, so dass diese zweite Tournee durchaus auch ein Test für die Projekte der Münchener Theatergastspiele Kempf, die Autoren und Schauspieler ist.
 
Für die Tournee konnte das gesamte Ensemble der Uraufführung erneut gewonnen werden. Und neben Ron Williams, der schon zur Eröffnung des Stücks mit euphorischem Applaus willkommen geheißen wurde, spielten Karsten Kenzel, Simon Berhe, Stephanie Marin und Anna Takenak als eingeschworenes, schwungvolles und spielfreudiges Ensemble gleichermaßen begeisternd an seiner Seite. Das Theaterstück spielt in einem Gefängnis, in dem der leitende Sozialpädagoge Tom alias Ron Williams zusammen mit seinen vier jugendlichen Sträflingen die wesentlichen Stationen im Leben des Sklaven "Onkel Tom", den der Sozialhelfer selbst spielt, wiedergibt.
 
Die vier Jugendlichen unterschiedlichster Herkunft und Sozialisation schlüpfen in die verschiedenen Menschen und Charaktere der Geschichte, verkörpern nicht nur Unterdrückte, sondern auch Täter. Ron Williams und seine jungen Schauspieler bilden aber nicht nur die Szenen des Romans nach, sondern geben Einblick in ihre eigene Geschichte und ihre Reaktion auf die Konfrontation mit dem moralischen Gehalt des Romans über Sklavenelend, Rassenhass, Freiheit und Unterdrückung. Theater und Alltag verschmelzen in der Vergegenwärtigung der Historie.
 
Die emotionale Wirkung dieser Auseinandersetzung wird durch die Musik verstärkt, mit der Michael Mufty Ruff als Keyboarder Barney, (ein zu lebenslänglich verurteilter Sträfling) die Episoden begleitet. Bei aller verfremdenden Distanz von der Handlung des Romans verfehlten die genial eingebauten Songs, mit denen vor allem Ron Williams, aber auch seine Mitspieler begeisterten und - wie in einer Show - Szenenapplaus erhielten, ihre Wirkung nicht.
 
Die Songs aus traditionellen Gospels (Take me home) und Spirituals (Go down Moses), aus Musical (Old Man River), Liedern der Bürgerrechts- und Protestbewegung (Bridge over troubled water) und aus eigens für das Stück von Ron Williams geschriebene Werke verstärkten die dramatische Entwicklung der Szenen und das Wechselbad der Gefühle.
 
Nach dem Tod des "Onkel Tom" und dem mit Orgelmusik erfüllten Gospel "Take Me Home" reflektierte Ron Williams den Roman, seine Wirkung und die Situation der Schwarzen in den USA, erinnerte an gegenwärtige Problemfelder und rief zusammen mit dem Ensemble zu Empathie, Toleranz und Achtung der Menschenwürde auf.
 
Nachdem er sich mit "Euer Onkel Tom" zunächst verabschiedet hatte, rief ihn das Publikum so heftig auf die Bühne zurück, dass nach anhaltendem begeisterten Pfeifen, Bravorufen und Beifall alle Künstler zusammen mit dem gesamten Kronacher Auditorium im ausverkauften Kreiskulturraum in den Song "This Little Light Of Mine" einstimmten. "Let it shine" - mit Rons letztem Aufruf "Gegen Rassismus!"
 
Von Peter Müller – Neue Presse Kronach - 16.10.16
 
   

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Onkel Toms Hütte steht im Gefängnis
Klassiker in neuer Fassung begeisterte Jung und Alt.

Kornwestheim. Mit „Onkel Toms Hütte – reloaded“ zeigten die Kempf Theatergastspiele eine ganz aktuelle Produktion, die erst vor wenigen Wochen ihre Uraufführung hatte. Harriet Beecher Stowes Roman „Onkel Toms Hütte“ gehört auf dem Lehrplan amerikanischer Schulen zu den Klassikern und wird auch über 150 Jahre nach seinem ersten Erscheinen überall auf der Welt noch gern gelesen. Kein Wunder: die Thematik von Menschen, die als Sklaven nur als Dinge im Besitztum von Mächtigen sind, ist auch heute noch vielerorts traurige Realität.
 
Gerold Theobald und Frank Lenart haben dem Roman noch eine ganz andere, aktuelle Seite abgewonnen. Ihr Theaterstück spielt in einem amerikanischen Gefängnis, wo der Sozialarbeiter Tom versucht, jungen Straffälligen eine andere Sicht auf ihr Leben zu geben, indem er sie als Schauspieler in Rollen schlüpfen lässt, die ihrem eigenen Leben völlig fremd sind. Tom nennt sich selbst Onkel Tom. Sein kleines Theater, das ihm im Gefängnis zur Verfügung steht, führt stets „Onkel Toms Hütte“ auf. Die Zuschauer lernen die Latina Sugar, eine ehemalige Prostituierte, kennen, dazu den jungen Schwarzen Billy, der als Kind aus einem Armenviertel nie eine Chance hatte. Aus einer völlig anderen Gesellschaftsschicht kommt die japanischstämmige Hitomi, die als Kind reicher Eltern zwanghaft Ladendiebstähle verübt, und dem schwer alkoholabhängigen jungen Weißen Dave, der wie Billy im falschen Viertel der Stadt aufwuchs. Sugar, die stets sehr selbstbewusst auftritt, spielt im Stück die Rollen der weiblichen Sklavinnen Elisa, Marie und Cassy. Völlig anders als Sugar sind die Frauen in diesen Rollen allerdings nicht, denn sie entziehen sich letztlich alle ihrem Dasein als Sklavinnen. Hitomi übernimmt die Rollen der weißen Frauen, die sich letztlich nie gegen die Männer in ihrem Leben durchsetzen können. Dem Underdog Billy ist die Rolle des fiesen Sklavenhändlers Haley zunächst sehr schwergefallen, doch erkennt er wie Hitomi, dass die Rolle im Schauspiel für ihn vielleicht Anlass sein kann, sein Leben zu ändern. Dave schließlich stellt die verschiedenen Arten von Gutsherren dar, die Sklaven entweder als gleichberechtigte Menschen behandeln, wie Shelby, oder menschenverachtende Leuteschinder wie Legree sind.
 
Ron Williams nimmt man die Rolle als nur scheinbar taffen Sozialarbeiter sofort ab. Aber auch als Sklave Onkel Tom gibt er eine gute Figur ab. Stephanie Marin, Anna Takenaka und Simon Berhe spielen all ihre Rollen so glaubhaft und intensiv, dass sie das Publikum sofort in ihren Bann ziehen. Besonders erwähnen muss man Tobias Berroth, der ganz kurzfristig als Dave für den erkrankten Karsten Kenzel eingesprungen war und sich so gut ins Ensemble einfügte, als habe er diese Rolle schon seit der Premiere gespielt.
 
Die Darsteller sind allesamt studierte Musicaldarsteller, schafften blitzschnell den Übergang von ihren Sprechrollen zum Gesang und erfüllten die Songs mit genauso viel Sinn und Atmosphäre wie ihre Schauspiel-Partien. Unauffällig im Hintergrund hielt sich dabei Keyboarder Michael Mufty Ruff, obwohl er viel zur stimmigen Interpretation der Musiktitel beitrug. Aus dem ganzen versierten Team hinter den Kulissen sollte man neben Regisseur Frank Lenart unbedingt noch James Gardiner erwähnen, der mit seinen ausdrucksstarken Grafiken und Projektionen dafür sorgte, dass die Produktion mit einem Minimum an Requisiten auskommt und trotzdem die unterschiedlichsten Schauplätze plastisch darstellt.
 
Im Publikum befanden sich erfreulich viele junge Leute, die zusammen mit erfahrenen Theaterbesuchern die Leistung der Truppe bejubelten.
 
Von Sabine Baumert – Stuttgarter Zeitung, 16.11.2015
 
   

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„Ich liebe Ladendiebstahl”
Ensemble um Ron Williams überzeugt mit „Onkel Toms Hütte"

Lippstadt. Die amerikanische Lehrerin Harriet Beecher Stowe prangerte vor über 150 Jahren in ihrem Roman „Onkel Toms Hütte" die Sklaverei an. Er galt letztendlich als ein Motiv für den folgenden Bürgerkrieg, nach dem die Sklaverei als fundamentales Unrecht abgeschafft wurde. „Es gilt in den USA als das erfolgreichste Buch des 19. Jahrhunderts nach der Bibel“, sagt Ron Williams, der am Mittwochabend im Stadttheater mit dem Ensemble der Theatergastspiele Kempf das musikalische Schauspiel „Onkel Toms Hütte“ (nach einer Idee von Gerold Theobalt in einer Einrichtung von Frank Lenart) auf die Bühne bringt. Es ist eine Produktion, die durch solides Schauspielhandwerk überzeugt und von symbolstarken – leider zu kurzen – Gesangseinlagen getragen wird. Von ihnen hätte man gerne noch mehr gehört.
 
Die Sklaverei in den Südstaaten der USA ist Thema eines jeden Geschichtsunterrichts. Auch im Stück wird viel Wissenswertes unterbreitet, erstickt aber nicht darin. Vielmehr liegt es den Protagonisten daran, das menschliche Leid erfahrbar zu machen.
 
Vermittelt wird dies als Theater im Theater. Der Sozialpädagoge Tom Rutherford (Ron Williams) betreibt im Gefängnis einer amerikanischen Großstadt das kleine Theater „Onkel Toms Hütte“, in dem nur dieses Stück aufgeführt wird. Die vier Insassen Dave (Tobias Berroth), Billy (Simon Berhe), Sugar (Stephanie Marin) und Hitomi (Anna Takenaka) schlüpfen darin in die Rollen der Roman-Charaktere. Sie verkörpern dabei jedoch nicht nur das Sklavenelend zerrissener Familien um den Protagonisten Onkel Tom, die erbarmungslos von reichen Plantagenbesitzern als Ware ge- und verkauft werden. Sie verkörpern auch sich selbst, die mit der Mutter auf Crack und dem kranken Vater perspektivlos aufgewachsen und unweigerlich in die Kriminalität abgerutscht sind. „Ich liebe Ladendiebstahl“ sagt Sugar. „Er ist wie Sex.“ Die Interpretation wird so allgemeiner: „Egal, wo du herkommst, welche Hautfarbe du hast und was du ausgefressen hast: Deine Würde als Mensch ist unantastbar“, sagt Tom.
 
Es zeigt sich ein sehr präsentes Schauspiel mit klarer Gestik und Diktion. Gerade Tobias Berroth, der kurzfristig für den erkrankten Karsten Kenzel eingesprungen ist, fällt darin auf. Musikalisch präsentiert sich ein gut durchdachter Reigen aus Gospels und Spirituals wie „Lean an Me“, „Go Down Moses“ und „This Light of Mine“, aber auch Musicals entliehene Titel wie „Over The Rainbow“ und Hip-Hop-Songs wie „Born in the Streets“. Gerade die sonore Stimme des Entertainers und Schauspielers Williams verleiht den Liedern große Authentizität. In sauberer Mehrstimmigkeit gesungen springt der Funke über. Die Produktion kommt mit nur wenigen Mitteln aus. Das Konzept „Weniger ist mehr. Inhalt geht vor Show“ geht auf. Die Kulisse stellen lediglich der Pianist Michael Mufty Ruff, szenisch wechselnde Bildprojektionen sowie einige Requisiten wie Tisch, Stuhl und „BaumwolIbündel“.
 
„Mehr Empathie, Menschlichkeit und Liebe“ so lautet das Resümee Williams‘, der sich Zeit seines Lebens für Toleranz und gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und rechte Gewalt engagiert. Mit dem Hinweis auf rund 50 Millionen Menschen, die weltweit unter Freiheitsberaubung leben, fügt sich die Botschaft von „Onkel Toms Hütte“ nahtlos in die Diskussion zur Flüchtlingspolitik ein, ohne in irgendeiner Form moralisieren zu wollen.
 
Von Marion Heier – Der Patriot, 06.11.2015
 
   

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Mehr Menschlichkeit, mehr Liebe!
Ron Williams’ Appell an die Theatergemeinde – und die Welt

Ein glückliches Händchen hatte die Crailsheimer Theatergemeinde gleich in mehrfacher Hinsicht. Zum einen hatte sie sich eines Themas angenommen, das eigentlich "abgearbeitet" zu sein schien, jedoch von bedrückender Aktualität ist: die Unterdrückung des (schwarzen) Menschen durch den (weißen) Menschen. Zum anderen präsentierte sie mit "Onkel Toms Hütte" ein Schauspiel mit Musik, das an und für sich sehr gut auch für ein jugendliches Publikum geeignet gewesen wäre, indessen aber die treuen Älteren so stark in den Bann zog, dass sie weder mit Szenenapplaus sparten noch sich bei der Zugabe zurückgehalten hätten, gemeinsam mit dem Ensemble "This little light of mine" zu singen.
 
Einmal mehr scheinen Bert Brecht und Kurt Weill aus den 1920er Jahren Pate gestanden zu haben, denkt man an das epische Theater und die "Dreigroschenoper". Mit Ron Williams betritt ein Erzähler die Bühne, der sich direkt ans Publikum wendet, die Situation erklärt und die einzelnen Protagonisten der Reihe nach vorstellt. Zwei Zeit- und Handlungsebenen ergeben unterschiedliche, doch zusammenhängende Stränge: So befinden wir uns im Gefängnis im Staate Illinois, wo die vier Insassen aus verschiedenen Gründen einsitzen. Die zwei männlichen und zwei weiblichen Gefangenen spielen aus therapeutischen Gründen Theater, denn "Theater bringt Menschen zusammen". Wie nicht anders zu erwarten, werden die Grenzen zwischen den einzelnen Gattungen niedergerissen, und Schauspiel, Musik, Projektionen und Lichteffekte verbinden sich zu einem stabilen Ganzen.
 
Auf der Grundlage von Harriet Beecher Stowes Sensationsroman (1851) richtete Frank Lennart als Bühnenbildner und Regieführender für die Theaterspiele Kempf das "Schauspiel mit Musik" ein, das auf einer Idee von Gerold Theobalt basiert. Schlaglichtartig, durch Projektionen und Grafiken von James Gardiner anschaulich illustriert, werden unterschiedliche Stationen im Leben von Onkel Tom bis zu seinem plötzlichen Tod hin beleuchtet. Die ganze Zeit über ist der Keyboarder Barney (Michael Mufty Ruff, der musikalische Leiter) am linken Rand der Bühne präsent und als Tonangeber und Stimmungsträger unermüdlich tätig. Nicht weniger als vierzehn Songs, die allermeisten mit einem hohen Bekanntheitsgrad, werden dabei eingearbeitet und in unterschiedlicher Weise von dem fünfköpfigen Ensemble expressiv vorgetragen - mal solistisch, mal chorisch.
 
Die Theaterleute präsentieren sich in unterschiedlichen Rollen und entsprechenden Kostümen (von Gabi Schumacher eingerichtet). Neben Ron Williams als der Erzähler und als Onkel Tom kommen Tobias Berroth als Dave, Shelby, St. Claire und Legree, Simon Berhe als Billy, George und Haley, Stephanie Marin als Sugar, Elisa, Marie und Cassy und nicht zuletzt Anna Takenaka als Hitomi, Chloe, Eva, Ophelia und Emmeline hinzu. Die jeweils ersten Rollen beziehen sich auf die Knast-Rahmenhandlung, in der die einzelnen Figuren jeweils intermittierend ein Psychogramm ihrer Gefängnisrollen abgeben. Ironisch-humorvoll kontrastieren diese teilweise mit dem Innengeschehen, beispielsweise sprachlich kommentiert mit "ein krasser Scheiß", teils ist die Knastfigur (ein tätowierter Brutalo) identisch mit ihrer Rolle als unmenschlicher Sklaventreiber.
 
Einfühlsam gestaltet Ron Williams den Sklaven Onkel Tom als mitfühlenden, zutiefst religiösen Menschen, dessen Gottvertrauen sich in seinem Kreuz, seiner Bibel, Gebeten und Spirituals wie "This is my prayer" dokumentiert. Wer Englisch beherrscht, ist dabei im Vorteil, aber die englischen Songtexte werden stets auch durch deutsche kommentierende Zusätze veranschaulicht. So war man stets auf der Höhe des Geschehens. Wie Williams konnten auch insbesondere Stephanie Marin und Anna Takenaka durch ihre expressiven Soli zu überzeugen.
 
Klar und kontrastreich wurden die Charaktere dargestellt: etwa die entscheidungsunwillige, Krankheit vorschützende, egozentrische Frau des Plantagenbesitzers, der zutiefst unbarmherzige, nur an Profit interessierte Sklavenhändler, der Plantagenbesitzer, der seine Sklaven lediglich als Arbeitskräfte sieht, die, wenn sie nicht mehr funktionieren, als quasi nachwachsender Rohstoff einfach durch andere ersetzt werden. Wer sich ihm widersetzt, soll ausgepeitscht werden. Als Onkel Tom sich weigert, wird er hinterrücks erschossen. Es gab viele, viele beeindruckende Szenen und Spirituals: "Go down Moses", "Old Man River", "Nobody knows the trouble I've seen". Besonders einprägsam für den Rezensenten war ein Standbild bei ausgeschaltetem Licht: Die Schwarzen wirken plötzlich weiß, die Weißen schwarz.
 
"Am Schluss ein Happy End?", fragt Ron Williams. Und ein Zeitsprung in die Gegenwart: "Onkel Toms Hütte" ist nach der Bibel das erfolgreichste Buch, ein Schwarzer sitzt im Weißen Haus, aber weltweit werden immer noch fünfzig Millionen Menschen als Sklaven gehalten. Ergo: "Zeigt mehr Empathie, mehr Menschlichkeit, mehr Liebe!"
 
Von Hans-Peter König – Hohenloher Tagblatt, Südwest Presse, 04.11.2015
 
   

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Vom Gefängnis zur Plantage
Zeitgemäß inszeniert: „Onkel Toms Hütte“ – Verquickung des Originals mit der Gegenwart

Moment mal, werden sich einige Zuschauer im Congress Park Hanau gedacht haben, bin ich hier im richtigen Stück? Die Geräuschkulisse stammte aus einem modernen Gefängnistrakt: Schließende Zellentüren und Alarmtöne. Und dann auch noch vier junge Menschen in Delinquentenkluft und der Hauptdarsteller mit Basecap und in Jeans. „Onkel Toms Hütte“ stand auf dem Spielplan der Volksbühne Hanau – nach dem bekannten Roman aus dem 19. Jahrhundert der Amerikanerin Harriet Beecher Stowe. Diese schrieb eine flammende Anklage gegen die Sklaverei und gleichzeitig die ergreifende Geschichte vom Märtyrertod des aufrechten alten Sklaven Onkel Tom.
 
Doch Protagonist Ron Williams, der in der Inszenierung der Theatergastspiele Kempf nach einer Idee von Gerold Theobalt den Gefängnis-Sozialarbeiter Tom Rutherford und die Rolle des Onkel Tom spielte, klärte das Publikum bald auf. Von da an fügte sich die Verquickung von der Gegenwart in einem Jugendknast und der Vergangenheit auf einer Südstaatenplantage perfekt ineinander. Theater im Theater hieß die Devise, nach der die Inszenierung auch ohne üppige Kulisse hervorragend funktionierte.
 
„Willkommen im Gefängnis. Erwarten Sie keine teuren Kostüme. Wir sind hier sicher nicht bei ,Vom Winde verweht‘“ erklärte Ron Williams und erntete damit erstes verstehendes Schmunzeln bei den Zuschauern. Wo auf der Leinwand zunächst projizierte Graffiti die Knast-Atmosphäre symbolisierten, zeigte sich als Kulisse dann eine schwarz-weiß gezeichnete Welt: jene aus der Zeit Mitte des 19 Jahrhunderts mit Herrenhäusern, Mississippidampfern, Plantagen und Onkel Toms Hütte.
 
In der Rahmengeschichte agierten vierjunge Amerikaner unterschiedlicher Ursprungsnationalitäten im Gefängnis einer mittelamerikanischen Großstadt, die unter der Leitung ihres Rehabilitierungshelfers Tom Rutherford Szenen aus dem Roman nachspielten und sich nach und nach in ihre Rollen einfanden. Zwischen den einzelnen Roman-Szenen präsentierten die Delinquenten auf berührende Weise ihre Biografien und stellten aktuelle Bezüge zum über 150 Jahre alten Stoff her. Sänger und Schauspieler Ron Williams verkörperte die beiden Toms mit einer natürlichen Selbstverständlichkeit, die das Publikum vollauf begeisterte. Nicht zuletzt durch seine kraftvolle weiche Stimme, mit der er viele bekannte Spirituals wie „Old Man River“ anstimmte. Überhaupt stellte die Musik im Stück eine effektvolle Säule der Inszenierung dar. Denn auch die jungen Darsteller Stephanie Marin, Anna Takenaka, Simon Berhe und Tobias Berroth überzeugten mit herausragenden schauspielerischen und gesanglichen Leistungen in gleich mehreren Rollen. So beeindruckte die zeitgemäße und an aktuelle gesellschaftspolitische Probleme anknüpfende Version von „Onkel Toms Hütte“ auch das Hanauer Publikum, das nach Standing Ovations mit den Darstellern gemeinsam noch ein letztes befreiendes Lied anstimmte.
 
Von Andrea Pauly – Hanauer Anzeiger, 04.11.2015
 
   

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Martyrium eines aufrechten Christen
Das Drama „Onkel Toms Hütte reloaded“ entfaltet im Kurtheater ein starkes Stück Schauspielkunst

Freudenstadt. Dass große Bühnenkunst nicht zwingend eine üppige Kulisse braucht, stellte das Schauspiel mit Musik "Onkel Toms Hütte reloaded" im Kurtheater eindrucksvoll unter Beweis.
 
Foto: Michael Kohlhaas
 
Das sechsköpfige Ensemble wurde mit spontanem Zwischenapplaus bedacht und am Ende der Aufführung stürmisch gefeiert. Das Schauspiel mit Musik nach einer Idee von Gerold Theobalt in einer Produktion der Kempf Theatergastspiele Grünwald bot seinem Publikum einen anregenden Theaterabend.
 
Angekündigt war das Stück mit dem Zusatz "reloaded" im Sinne von "wieder aufbereitet". In der Tat geht es in der Inszenierung von Frank Lenart nicht um eine reine Wiedergabe des weltweit berühmten Romans von Harriet Beecher Stowe aus dem Jahr 1852.
 
Die Dramaturgie entfaltet quasi eine Geschichte in der Geschichte: Vier Amerikaner unterschiedlicher Ursprungsnationalitäten sitzen im Gefängnis einer mittelamerikanischen Großstadt. Unter der Betreuung ihres Rehabilitierungshelfers Tom Rutherford spielen sie dort Szenen aus dem Roman nach.
 
Einbezogen sind biografische Einschübe der Delinquenten, die signalisieren, inwiefern der Stoff auch nach über 150 Jahren noch aktuell ist. Harriet Beecher Stowe hat mit ihrem über 500 Seiten starken Werk schon eine politisch getränkte Zündschnur gelegt – Jahre vor der offiziellen Abschaffung der Sklaverei in den Vereinigten Staaten. "Onkel Toms Hütte" ist ein Aufruf zu "mehr Menschlichkeit, mehr Liebe" auf der Welt: Ein mutiges, aufrüttelndes Buch, revolutionär in mehrfacher Hinsicht nicht nur für die damalige Zeit.
 
Wer von der im wahrsten Sinne des Wortes himmelschreienden Ungerechtigkeit und Bösartigkeit im Umgang mit den Sklaven nicht berührt wird, muss schon über ein außergewöhnlich dickes Fell verfügen. Freilich ist Harriet Beecher Stowe nicht frei von religiösem Kitsch und mitunter allzu dick aufgetragener Moral. Die Inszenierung hat sich davon befreit und auf die Kernaussage konzentriert. Im Fokus der aufeinander zulaufenden Erzählstränge stehen zwei Botschaften: einerseits die des aufrechten Christen Onkel Tom, der auch angesichts seines gewaltsam herbeigeführten Todes (der Roman nennt allerdings eine andere Version der Tat als das Stück) von seinem Glauben nicht ablässt. Andererseits der drängende Appell zur Abschaffung der Sklaverei.
 
Ron Williams, der längst eine Bank in der Theaterszene ist, verkörpert die beiden Toms mit kaum zu überbietender Souveränität. Dazu gesellt sich sein saalfüllender, kräftiger Gesang, der für seine Wirkung keineswegs wuchtige orchestrale Unterstützung benötigt.
 
Höchst imposant sind auch die Leistungen von Stephanie Marin, Anna Takenaka, Simon Berhe und Tobias Berroth, der kurzfristig für Karsten Kenzel eingesprungen ist. Sie schlüpfen in gleich mehrere Rollen und präsentieren sich darstellerisch und gesanglich in der einen so überzeugend wie in der anderen. Die musikalische Leitung oblag Michael Mufty Ruff am Keyboard. Seine mehr als ein Dutzend Titel umfassenden Arrangements von Spirituals bis zu den Pop- und Rock-Einlagen sind dem Ensemble auf den Leib geschrieben: Kraftvoll-wuchtig Ron Williams’ "Old Man River" oder berührend und emotional Stephanie Marins Adaption des Simon & Garfunkel-Hits "Bridge over troubled Water".
 
Die Lichteffekte von Peter Senkel lassen stimmungsvolle Auftritte zu, das mit wenigen Requisiten ausgestattete Bühnenbild gewährt dem beeindruckenden Spiel volle Entfaltungsmöglichkeiten. Einblendungen von Landschaften und Lokalitäten illustrierten zusätzlich den Handlungsgang. Letztlich bleibt als Erkenntnis des Abends: Vorhang zu und (diesmal) keine Fragen offen.
 
Von Gerhard Keck – Schwarzwälder-Bote, 22.10.2015
 
   

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Onkel Toms Hütte - modernes Stück über Diskriminierung
Es ist eine Geschichte in der Geschichte, wenn das Knasttheater »Onkel Toms Hütte« gibt. In der Offenburger Oberrheinhalle war das Schauspiel mit Musik ein großer Erfolg. Erst im September war die Uraufführung.
 
Foto: Kempf Theatergastspiele
 
»Willkommen im Gefängnis. Erwarten Sie keine teuren Kostüme. Wir sind hier sicher nicht bei ›Vom Winde verweht‹«, sagt Ron Williams und hat die Lacher auf seiner Seite. Nein, natürlich nicht, denn der Schauspieler war bereits in die Rolle von Tom Rutherford geschlüpft: Als Sozialpädagoge spielt er mit vier schweren Jungs und Mädchen aus dem Knast die bekannte Geschichte »Onkel Toms Hütte« – mit ganz einfachen Mitteln. Vielleicht war es gerade das Verdienst dieser Schlichtheit, dass die Geschichte wirkt.
 
Wo auf dem Beamer zunächst Graffiti die Knast-Atmosphäre andeuten, zeigt sich als Kulisse bald die schwarz-weiß gezeichnete Welt von 1851: Damals erschien der heute berühmteste Roman der amerikanischen Schriftstellerin Harriet Beecher Stowe: Onkel Toms Hütte. Die Herrenhäuser und die Mississippidampfer, die Plantage und Onkel Toms Hütte werden eingeblendet, dazu ein Tisch, ein Teppich oder ein Baumwollsack, und die Zuschauer befinden sich direkt in der Romanwelt, die eine bittere Realität zeigt.
 
Nach einer Idee von Gerold Theobalt hat Frank Lenart die Geschichte inszeniert, die sich schlaglichtartig am Original orientiert. Gezeigt werden die Schlüsselszenen, etwa wie Tom verkauft wird, Eliza flieht oder die kleine Eva stirbt.
 
Lebensbeichten
 
Einen interessanten Kontrast bieten die Lebensgeschichten der Akteure, die im Knast sitzen und beim Theaterspiel in verschiedene Rollen schlüpfen müssen. Da reflektieren die rotzige Sugar (Stephanie Marin) und die kleptomanische Hitomi (Anna Takenaka) ihre Lebensgeschichte, Billy und Dave (Tobias Berroth für den erkrankten Karsten Kenzel) legen ihre Lebensbeichte ab – und finden nach und nach Gefallen an ihrer Schauspieltruppe.
 
Dass die Hautfarbe keine Rolle spielt, hat Williams bereits eingangs gesagt. Und so mimt ausgerechnet Simon Berhe den Sklavenhändler Haley: »Ich spürte, wie es mir allmählich Spaß machte, diesen Schinder zu spielen.« Tobias Berroth findet seine Paraderolle in Legree, der eine aggressive Rede vor seinen neuen »Niggern« hält.
 
Eindeutig will die Inszenierung mehr, als ein bekanntes Buch auf die Bühne bringen. Williams, der als Tom überzeugt, zeigt, dass die Ungerechtigkeiten gegen die Schwarzen nicht aufgehört haben. Auch Dave erinnert, dass das Risiko, von der Polizei erschossen zu werden, für einen Schwarzen deutlich höher ist. Jeder dritte männliche Erwachsene mit dunkler Hautfarbe habe Probleme mit der Justiz. Laut aktuellen Zahlen leben mehr als 55 Millionen Menschen auf der Welt in Unfreiheit.
 
Raps unterstreichen Dramatik
 
Ergänzt wird die Knasttruppe von Barney, dem Lebenslänglichen: Michael Mufty Ruff begleitet die Songs elegant wie feinfühlig. Gospels wie »Go down Moses« oder Evergreens wie »Over the Rainbow« sorgen für Flair, von Williams geschriebene Songs unterstützen den Fortgang der Handlung, eindringliche Raps unterstreichen die Dramatik. Das Publikum klatscht begeistert mit.
 
Applaus war den Akteuren auch am Schluss sicher: Ihr intensives Spiel und die klare Botschaft haben überzeugt und gezeigt, dass auch 160 Jahre nach Erscheinen des Klassikers die Hautfarbe eine größere Rolle spielt als oft zugegeben. Williams, den man in Offenburg schon in der Mandela- und der King-Story gesehen hat, ist es erneut gelungen, mit seinem Thema zu berühren.
 
Von Bettina Kühne – baden online, 26.10.2015
 
   

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Zeitloser Klassiker
"Onkel Toms Hütte" in ansprechend aktualisierter Form

"Willkommen im Gefängnis! Erwarten Sie keine teuren Kostüme! Das hier ist sicher nicht ,Vom Winde verweht'." Gut so, denkt man sich bei den einführenden Worten von Ron Williams in der Stadthalle Gersthofen, denn der Erfolg einer Inszenierung des 1852 veröffentlichten Romanklassikers von Harriet Beecher Stowe hängt nicht von einer opulenten Ausstattung ab. Dass "Onkel Toms Hütte", am Samstag in Gersthofen (nur einen Tag nach der Premiere) durch die Kempf Theatergastspiele zur Aufführung gebracht, verdientermaßen mit Stehapplaus bedacht wurde, hatte andere Gründe.
 
Foto: James Gardiner
 
Die Kernbotschaft des Romans, dass die Versklavung der Afroamerikaner des 19. Jahrhunderts ein himmelschreiendes Unrecht ist, wurde in dem Schauspiel mit viel Musik (Regie: Frank Lenart) wirkungsvoll vermittelt. Dazu trug eine in der Gegenwart angesiedelte Rahmenhandlung bei. In dieser lässt Tom Rutherford (Ron Williams), ein Sozialarbeiter mit Gangstervergangenheit, in einem US-Knast vier junge Inhaftierte das Stück "Onkel Toms Hütte" aufführen.
 
Theater im Theater wurde also gespielt, wobei die Essenz des Romans in auf das Wesentliche reduzierter Form herausgearbeitet wurde. In rascher Abfolge schlüpften der Schwarze Billy (Simon Berhe), die Asiatin Hitomi (Anna Takenaka) und die beiden Weißen Sugar (Stephanie Marin) und Dave (Karsten Kenzel) in die Rollen diverser Figuren. Für die Häftlinge wie fürs Publikum taten sich ungewohnte Perspektiven auf, wenn etwa Billy (als weißer Sklavenhändler!) Veränderungen an sich wahrzunehmen begann: "Ich spürte, dass es mir allmählich Spaß machte, diesen Schinder Haley zu spielen."
 
Das kleine, sehr feine Ensemble um Ron Williams, der in der Titelrolle glänzte, agierte homogen. Da alle fünf Akteure auch famos sangen, entfalteten Spirituals ("Go Down, Moses", "Old Man River"), Evergreens ("Over the Rainbow"), Rap-Nummern ("Born in the Streets") und neue Songs von Ron Williams große Kraft. Haindling-Tastenmann Michael Mufty Ruff war als "lebenslänglich verurteilter Barney" für die souveräne musikalische Leitung zuständig.
 
Dass in dieser Inszenierung über das tragische Schicksal des selbstlosen Christen Onkel Tom und der rechtlosen Sklaven des 19. Jahrhunderts auch polizeiliche Gewalt- und Willküraktionen gegenüber Afroamerikanern in den heutigen USA zur Sprache kamen, trug zum Gelingen des herzhaft-kraftvoll gespielten Stückes zusätzlich bei.
 
Foto: James Gardiner
 
Von Thomas Niedermair - Augsburger Allgemeine, 29.09.2015
 
   

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